Dänemark verkauft Trankebar oder in der Sprache Tamil Taraṅkampāṭi oder in Hini Tharangambadi genannt und andere dänische Enklaven in Indien für 1.225.000 Reichstaler an Großbritannien.

Trankebar bzw. Tharangambadi ist eine Stadt an der Koromandelküste im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Die Einwohnerzahl beträgt nach einer Volkszählung von 2011rund 23.000. Von 1620 bis 1845 war Tharangambadi eine dänische Kolonie. Der Ort war Ausgangspunkt für die lutherische Missionstätigkeit in Tamil Nadu. Im 20. Jahrhundert war Tharangambadi eine Zeit lang Bischofssitz der Tamil Evangelical Lutheran Church (TELC). An die koloniale Vergangenheit Tharangambadis erinnern heute noch das Fort Dansborg, die Zionskirche und die Neu-Jerusalemkirche.


Ansicht von Trankebar um 1658
Tharangambadi war zwischen 1620 und 1845 unter dem Namen Tranquebar eine dänische Kolonie. 1620 erwarb die Dänische Ostindien-Kompanie den Ort vom Raja von Thanjavur und errichtete dort das Fort Dansborg. 1624 wurde die Kolonie auf den dänischen König übertragen. Der Ort war ein wichtiger Hafen und besaß eigene Münzen und eine bedeutende Missionsdruckerei für Literatur in Englisch und Tamil.

1801bis1802 und 1808 bis 1815 war Trankebar von britischen Truppen im Zuge der napoleonischen Kriege, in denen Dänemark an der Seite Frankreichs stand, besetzt, was den Handel zum Erliegen brachte, der sich anschließend auch nicht mehr erholte. Im Jahr 1845 wurde Trankebar dann an die Briten verkauft. Nach der indischen Unabhängigkeit 1947 wurde Tharangambadi zu einem Teil des Bundesstaates Madras, der heute Tamil Nadu heißt.

Ansicht von Tranquebar um 1658 Die 1836 in Deutschland gegründete Evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft zu Dresden (ab 1848 Evangelisch-Lutherische Missionsgesellschaft zu Leipzig) verstand sich als Nachfolgeorganisation der Dänisch-Halleschen Mission und entsandte 1840 mit Heinrich Cordes ihren ersten Missionar. Die deutsch-lutherische Missionstätigkeit wurde auch unter britischer Kolonialhoheit bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges fortgesetzt, letzter Missionspfarrer war der aus dem Memelland stammende Wilhelm Kanschat (1899–1981).

Des Weiteren befand sich hier von 1760 bis 1803 eine Missionsstation der Herrnhuter Brüdergemeine, der „Brüdergarten“ in Porayar. Heute befinden sich dort verschiedene Einrichtungen der Tamil Evangelical Lutheran Church (TELC). Die TELC wurde 1919 in der Tradition der Leipziger Mission und der Mission von der Schwedischen (lutherischen) Kirche gegründet. Der TELC-Bischof führt den Titel „Bischof von Tranquebar“ und hat seinen Sitz in Tiruchirappalli


Die Kirche Neu-Jerusalem (New Jerusalem Church) wurde zwischen 1707 und 1718 in Trankbar erbaut.
An die dänische Zeit Tharangambadis erinnern mehrere Bauten aus der Kolonialzeit, die alle 2004 renoviert wurden. Direkt am Strand am Südrand Tharangambadis steht das Fort Dansborg. Die Festung wurde 1620 errichtet. Heute beherbergt sie ein archäologisches Museum. Am Ortseingang befindet sich ein Stadttor aus dem Jahr 1792; es ist der einzige Überrest der einstigen Stadtbefestigung. Ferner stehen in Tharangambadi zwei Kirchenbauten aus der dänischen Periode: Die Zionskirche (Zion’s Church) stammt aus dem Jahr 1701 und ist damit die älteste protestantische Kirche Indiens. Die Kirche Neu-Jerusalem (New Jerusalem Church) wurde zwischen 1707 und 1718 erbaut. Auf ihrem Friedhof ist Bartholomäus Ziegenbalg bestattet. Dessen Wohnhaus wird seit Sommer 2016 mit Unterstützung des Ev.-Luth. Missionswerk Niedersachsen, der Franckeschen Stiftungen zu Halle und dem Ev.-Luth. Missionswerk Leipzig restauriert und soll dauerhaft als Erinnerungsort und Museum für den interkulturellen Dialog zwischen Indien und Europa hergerichtet werden.

Zur Erschließung des Tourismus wurden die Kirchen, die Festung und die Stadttore bis 2004 restauriert. Der Tsunami nach dem Seebeben im Indischen Ozean 2004 am 26. Dezember 2004 überflutete die Stadt, zerstörte die angrenzenden Fischerdörfer und riss viele Bewohner in den Tod. Der Wiederaufbau der Stadt Tharangambadi und der angrenzenden Fischerdörfer wird von verschiedenen einheimischen und internationalen Organisationen und Partnerkirchen durchgeführt.

von

Günter Schwarz – 22.02.2017