Im globalen Handel verschieben sich die Gleichgewichte nicht zuletzt durch Trumps unberechenbare Politik, die keinerlei Verlässlichkeit mehr bietet, um ein floriendes Wirtschaftsleben zu gewährleisten. China ist im Vorjahr, 2016, erstmals der wichtigste Handelspartner Deutschlands gewesen – und aus derzeitiger Sicht wahrscheinlich nicht zum letzten Mal. Die USA rutschten um zwei Plätze ab. Der Machtwechsel im Weißen Haus könnte längerfristig Folgen vor allen Dingen für Deutschlands Exportwirtschaft haben. Ein Grund sind der protektionistische Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump, das Freihandelsabkommen TTIP liegt auf Eis, der Ton in Richtung Berlin ist nicht immer freundlich. Für den deutschen Außenhandel heißt das: dann eben Asien!

Auf Platz zwei lag im Vorjahr Frankreich, gefolgt von den USA. Diese waren 2015 auf Platz eins gelegen, zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Bis dahin war seit über 40 Jahren (1975) Frankreich durchgehend der wichtigste Partner Deutschlands im Handel gewesen. Das Volumen von Importen und Exporten zwischen Deutschland und China, Frankreich und den USA belief sich laut Daten des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden auf 170, 167 und 165 Mrd. Euro.

EU-Handel soll sich Asien „aktiv“ zuwenden

Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA) mit Sitz in Berlin schätzte, dass der aktuelle Trend keine Eintagsfliege sein wird. Ein Grund dafür ist die Handelspolitik, die sich unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump abzeichnet.

„Angesichts der protektionistischen Pläne des neuen US-Präsidenten kann damit gerechnet werden, dass die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China in Zukunft noch weiter ausgebaut werden“, hieß es am Freitag von dem Dachverband. Hinzu kommt, dass das geplante Freihandelsabkommen Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) aktuell auf Eis liegt. TTIP stieß und stößt allerdings auch in Europa auf Widerstand. Das Fazit für den deutschen Handel: Aktuell sei es wichtig, dass sich die EU-Handelspolitik „aktiv Asien zuwendet“.

Berlin will keine Extrawürste ohne EU

Ein alternatives, etwa bilaterales Abkommen mit den USA schließt Berlin aus. „Seit Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 gebe es eine exklusive handelspolitische Zuständigkeit, damals der Europäischen Gemeinschaft und jetzt eben der EU“, sagte am Freitag der Sprecher des Außenamts in Berlin, Martin Schäfer.

„Das ist der rechtliche Stand, an dem wir politisch überhaupt nichts auszusetzen haben.“ Die „neue politische Konstellation“ in den USA sollte niemanden dazu verleiten, eine andere Haltung einzunehmen. Hintergrund der Stellungnahme waren Berichte, die US-Regierung wolle die Handelsbeziehungen zu Europa neu ordnen und bilaterale Abkommen schließen.

Stolzer Handelsbilanzüberschuss

Immerhin waren die USA 2016 weiterhin das wichtigste Exportland für Produkte „made in Germany“. Waren im Wert von 107 Mrd. Euro (113 Mrd. Dollar) gingen in die Staaten. Auf Platz zwei folgte auch hier Frankreich. Der Nachbar war von 1961 bis 2014 ununterbrochen größter Abnehmer Deutschlands gewesen, 2015 wurde er dann für ein Jahr von den USA abgelöst.

Auf Rang drei der Exportländer folgte 2016 Großbritannien mit 86 Mrd. Euro (knapp 73 Mrd. Pfund). Mit dem Vereinigten Königreich erwirtschaftete Deutschland den größten Handelsüberschuss: Die Exporte dorthin übertrafen die Importe um mehr als 50 Mrd. Euro. Insgesamt erzielte Deutschland 2016 einen Exportüberschuss von mehr als 250 Mrd. Euro.

Seitenhiebe auf Merkel und Deutschland

Auch daran wurde unter Trump bereits Kritik laut. Sein Wirtschaftsberater warf Deutschland, China und anderen Staaten Währungsmanipulationen zulasten der USA vor. Auch Gegenmaßnahmen wie Strafzölle wurden angedacht. Trump hatte in seinem Wahlkampf auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert.

Er bezeichnete die „Masseneinwanderung“ nach Deutschland als eine Katastrophe und warnte vor seiner demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton als Pendant zur deutschen Bundeskanzlerin in der Flüchtlingspolitik, als „Angela Merkel Amerikas“. Trump beurteilte auch den britischen EU-Austritt („Brexit“) positiv, wieder mit einem Seitenhieb auf Deutschland. Der „Bild“-Zeitung sagte er: „Sehen Sie sich die Europäische Union an, die ist Deutschland. Im Grunde genommen ist die Europäische Union ein Mittel zum Zweck für Deutschland. Deswegen fand ich, dass es so klug von Großbritannien war auszutreten.“

von

Günter Schwarz – 25.02.2017