(Hollywood) – Bei der heutigen Verleihung des Oscars moderiert erstmals der amerikanische Comedian, Autor, Produzent und Moderator von Talk- und Gameshows Jimmy Kimmel die Galaveranstaltung – und wie man ihn kennt, dürfte es dabei durchaus beschwingt zugehen, noch dazu, wo mit „La La Land“ (mit Ryan Gosling) ein Musical in gleich 14 Kategorien nominiert ist.

Nur einer kann Kimmel und Gosling die Show stehlen, und das sind nicht das für 14 nominierte Musical „La La Land“, nicht „Toni Erdmann“, für den man in Deutschland und Österreich die Daumen drückt und auch nicht für „Under Sandet“ (Unter dem Sand), dem die Dänen alles Glück wünschen, sondern der wahre Star des Abends dürfte der abwesende US-Präsident Donald Trump werden, der sicherlich wieder den einen oder anderen Protest auf sich ziehen – und für Skandale sorgen wird. Aber dennoch zieht die Veranstaltung das Interesse nicht nur vieler deutscher und dänischer Politikinteressierte sonder auch und besonders Filmfreunde auf sich.

So erhielt das komödiantische Familiendrama „Toni Erdmann“ der deutschen Regisseurin und Drehbuchautorin Maren Ade aus dem Jahr 2016 mit Peter Simonischek als Vater und Sandra Hüller als Tochter eine Nominierung für den besten Auslandsfilm. Der pensionierte und alleinlebende Der Alt-68er Musiklehrer Winfried Conradi mit Hang zu skurrilen Scherzen besucht, nachdem sein Hund gestorben ist, seine von ihm entfremdete Tochter Ines in Bukarest, die als Unternehmensberaterin bei „Morrison“ Karriere macht…

Die gleiche Nominierung fiel auf den Film „Under Sandet“ (Unter dem Sand) aus Dänemark, der das Thema des Endes des Zweiten Weltkrieges hat. Der Krieg in Europa ist mit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 beendet. An der dänischen Westküste hatte die deutsche Wehrmacht mehr als zwei Millionen Landminen im Sand vergraben, die jetzt geräumt werden müssen. Für diese lebensbedrohliche Aufgabe werden sehr junge deutsche Kriegsgefangene eingesetzt.
Roland Møller spielt die Hauptrolle im Oscarnominierten Film „Unter dem Sand“ (Under Sandet) als Feldwebel Rasmussen, der die Deutschen zunächst hasst und dem die zur Minenräumung eingesetzten Jungen im Laufe der Zeit zu schätzen lernt und die ihm sogar ans Herz wachsen…

Der Schauspieler Møller, der aus Odense übers Gefängnis und Nordfriesland nach Hollywood gereist ist, hat ein Leben, das alles andere als glamourös und des eines dänischen Shootingstars ist – sagt er selbst. Aber für den 44-jährigen Roland Møller geht am Sonntag in Los Angeles ein Traum in Erfüllung, wenn er den roten Teppich entlang ins Dolby Theatre geht – dem Ort, an dem die Oscars vergeben werden.

Møller hat auf dem Weg zu diesem Erfolg so manchen Umweg gemacht. Erst vor fünf Jahren gelang der Durchbruch als Schauspieler im Film „R“, einem Gefängnisdrama des Regisseurs und Vinterberg-Schützlings Tobias Lindholm. Seither ging es für Møller bergauf – so steil, dass es ihm selbst mitunter schwerfällt, das alles zu verarbeiten. „Ich kann das, was gerade passiert, unmöglich fassen. Ich versuche, eines nach dem anderen zu nehmen, aber durch den Stress habe ich schon einige Kilos verloren. Das ist gar nicht gut“, sagt er in einem Interview.

Wenn plötzlich Hollywood nach einem greift und man mit Stars wie Charlie Hunnam und Charlize Theron vor der Kamera steht, fällt es schwer, Nein zu sagen – auch wenn der Kalender eigentlich schon voll ist, erzählt Møller: „Derzeit kämpfe ich. Ich habe eine Strähne und Türen stehen offen, ich kann mich also nicht hinsetzen und entspannen.“

Wer auch immer den Oscar für den besten Auslandsfilm heute Abend in den Händen halten wird – wir drücken allen Nominierten die Daumen und sind uns sicher, dass eigentlich alle die Auszeichnung verdient hätten.

von

Günter Schwarz – 26.02.2017