Der „Maskenmann“ ließ Alpträume wahr werden. Über Jahre hinweg überfiel er kleine Jungen und missbrauchte sie. Drei von ihnen ermordete er. Vor fünf Jahren erhielt er dafür die Höchststrafe. Doch alles ausgepackt hat der verurteilte Pädagoge immer noch nicht.

Jahrelang sorgte er für Angst und Schrecken in Norddeutschland: Doch obwohl der Kindermörder und Sexualstraftäter Martin N. vor fünf Jahren zur Höchststrafe verurteilt wurde, sind die Ermittlungen in dem Fall bis heute nicht abgeschlossen.

Martin N. hält Passwörter geheim

Noch immer gibt der 2012 in Stade zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilte „Maskenmann“ wichtige Informationen nicht preis. Die SoKo „Dennis“ in Verden, benannt nach einem der Opfer, arbeitet immer noch anlassbezogen an dem Fall. „Es gibt unregelmäßig Gespräche mit dem Inhaftierten“, sagt Jürgen Menzel, der frühere Pressesprecher der SoKo und der Polizeiinspektion in Verden.

Der auch als „Schwarzer Mann“ titulierte Pädagoge Martin N. hütet nach wie vor Passwörter einer Festplatte, die trotz Hilfe von IT-Experten bislang nicht entschlüsselt werden konnten. „Wir können dazu keinen neuen Sachstand mitteilen“, räumt Oberstaatsanwalt Thomas Breas in Stade ein.

Die Ermittler vermuten auf der Festplatte Daten, die möglicherweise Hinweise auf weitere Straftaten geben könnten. Vor Jahren hatte der geständige Martin N. nicht ausgeschlossen, irgendwann einmal seine Passwörter zu nennen. Bislang hat er es nicht getan.

Kinder in deren Betten missbraucht

Die Taten des Maskenmannes von 1992 bis 2001 waren für viele Opfer wie Szenen aus einem bösen Traum. Maskiert schlich sich Martin N. nachts in Norddeutschland an die Betten von kleinen Jungen und missbrauchte sie. Drei von ihnen erwürgte er. Die Opfer waren acht, neun und 13 Jahre alt.

Jahrelang versetzte der „schwarze Mann“ Kinder und Eltern in Norddeutschland in Angst. Kinderzimmer, Schullandheime, Zeltlager – nirgendwo waren kleine Jungen vor ihm sicher. Die Festnahme und Verurteilung des Täters sei für viele Opfer die Chance für einen Abschluss gewesen, sagt Polizeihauptkommissar Menzel, der sechs Jahre für die SoKo „Dennis“ arbeitete.

Medien halfen bei Aufklärung

Die Polizei band die Medien damals bewusst mit ein. Zunächst galt eines der Opfer als vermisst. Über die Medien wurde Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit hergestellt. Es gab live übertragene Pressekonferenzen und Anfragen aus ganz Deutschland sowie aus Frankreich und Holland, wo es zwei Kindermorde gab, bei denen man Parallelen zum „Maskenmann“ sah.

Letztlich war es die intensive Medienberichterstattung, durch die ein früheres Missbrauchsopfer sich an einen Betreuer in einem Jugendzeltlager erinnerte, der ihn vor Jahren sehr genau nach seinem Zuhause ausgefragt hatte. „Der hieß Martin“, erinnerte sich der Zeuge damals. Der Nachname war schnell ermittelt – und tatsächlich handelte es sich um den Täter, kurz darauf klickten die Handschellen.

Kommt Martin N. je wieder frei?

Ob der heute 46 Jahre alte Martin N. jemals wieder auf freien Fuß kommen wird, ist fraglich. Erst wenn Gutachter feststellen, dass er nicht mehr gefährlich ist, wird er entlassen. „Ihnen steht ein langer Weg bevor“, hatte Richter Berend Appelkamp am 27. Februar 2012 bei der Urteilsverkündung zu dem Angeklagten gesagt. Dieser Weg ist noch lange nicht zu Ende.

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dpa – 27.02.2017