(Manila) – Auf den Philippinen hat die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf ein Video veröffentlicht, das die Enthauptung ihrer deutschen Geisel zeigen soll. Der 70 Jahre alte Segler war im November von den Islamisten überfallen und entführt worden. Seine 59-jährige Ehefrau kam bei dem Überfall ums Leben.

Der Deutsche Jürgen Kantner war im November auf einer Segeltour im Süden der Philippinen zwischen der südlichen Hauptinsel Mindanao und der indonesischen Insel Borneo zusammen mit seiner Lebensgefährtin überfallen und verschleppt worden. Die 59 Jahre alte Frau wurde damals bereits getötet. Eine offizielle Bestätigung für den Bericht über den Tod des Mannes liegt nicht vor.

Der Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin, Martin Schäfer, sagte, derzeit könne noch nichts über die Authentizität gesagt werden. Die zuständigen Sicherheitsbehörden würden das Video prüfen. Schäfer nannte die Bilder „erschütternd“. Weitere Angaben wollte er nicht machen. In Entführungsfällen trügen öffentliche Äußerungen grundsätzlich nicht zur Lösung bei, sagte er zur Begründung.


Pagadian City, Philippinen – Die Abu Sayyaf Banditen verbreiteten am Dienstag kurzzeitig ein Video, dass zeigt wie die deutsche Geisel, Jürgen Kantner um Hilfe bittet.
Ein Berater des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte, Jesus Dureza, hatte bereits am Sonntag gesagt: „Trotz andauernder Bemühungen von Gruppen und Sicherheitskräften habe ich Berichte über die angebliche Enthauptung einer deutschen Geisel auf Jolo am Sonntagnachmittag erhalten.“

Der Deutsche war auf der Insel Jolo im Süden des Inselstaats gefangen gehalten worden. Abu Sayyaf hatte mit seiner Ermordung gedroht, falls nicht bis Sonntag 8 Uhr MEZ ein Lösegeld gezahlt werde. Die Extremisten hatten eine Summe in Höhe von 30 Millionen Pesos gefordert, umgerechnet 566.000 Euro.

Luftangriffe auf Abu Sayyaf

Am Samstag hatte das philippinische Militär Luftangriffe auf ein mutmaßliches Versteck der islamistischen Terror-Organisation Abu Sayyaf angegriffen. Die Luftangriffe seien in der südlichen Inselprovinz Sulu geflogen, berichtete das Nachrichtenportal „Phil Star“. Zudem bereiteten die Streitkräfte weitere Offensiven gegen die Geiselnehmer vor.

Nach seiner Entführung hatte der deutsche Segler mehrfach in Video- und Audiobotschaften um Hilfe gefleht, zuletzt Mitte Februar. Außerdem sollen sich ein Niederländer, ein Koreaner sowie mehrere Indonesier, Malaysier, Vietnamesen und Philippiner in den Händen der Abu Sayyaf befinden.

Zwei Kanadier ermordet

Im vergangenen Jahr ermordete die Extremistengruppe zwei Kanadier, nachdem die Fristen für Lösegeldzahlungen verstrichen waren. Bereits im April 2014 hatte die Abu Sayyaf ein deutsches Seglerpaar entführt. Die Beiden waren ein halbes Jahr später wieder auf freiem Fuß, nachdem die Terrororganisation nach eigenen Angaben ein Lösegeld von umgerechnet rund 4,4 Millionen Euro erhalten hatte. Im Jahr 2000 war die Göttinger Familie Wallert verschleppt worden.

Der Abu Sayyaf gehören nur einige Hundert bewaffnete Kämpfer an. Offiziell fordern die Extremisten, die eigenen Angaben zufolge der arabischen Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) Gefolgschaft geschworen haben, einen islamistischen Staat auf den Südphilippinen. Zuvor hatten sie sich noch zu der anderen islamistischen Terrorgruppe der „Taliban“ bekannt. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass die Gruppierung durch ihr Bekenntnis zum IS hauptsächlich Lösegelder in die Höhe treiben will.

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dpa, rtre, epd / Günter Schwarz – 27.02.2017