„Vergewaltigung auf Bestellung“: Prozess in Dänemark
(Glostrup) – Ein abscheuliches Verbrechen erschüttert Dänemark. Ein Rentner soll hunderte Vergewaltigungen an Kindern über das Internet bestellt haben (Sh-UgeAvisen berichtete). Er gab die Anweisungen, was ihnen angetan werden sollte, über eine Chatline. Dafür muss sich der 70-Jährige seit dem heutigen Dienstag in Glostrup bei København vor Gericht verantworten.
Der Mann habe die Missbrauchstaten, die sich zwischen 2011 und 2016 auf den Philippinen abgespielt haben sollen, über einen Livestream verfolgt, heißt es in der Anklage.
Von seinem Computer in einem Vorort Københavns aus habe er bestimmen können, was den Kleinen angetan werden solle. Es sind insgesamt 346 Fälle angeklagt.

Gilbert Sosa von der Anti-Cybercrime-Einheit der philippinischen Nationalpolizei erläutert die Aktionen gegen einen internationalen Pädophilenring.
In den Sexshows, die sich der Rentner auf dem Bildschirm seines Computers ansah, sollen viele Kinder im Alter unter zwölf Jahren zu sehen gewesen sein, darunter auch Sieben- bis Achtjährige. Das stritt der Mann am Dienstag vor Gericht ab: Er habe nie den Missbrauch von Kindern geordert, die jünger als zwölf gewesen seien. Die meisten Bestellungen gab der Angeklagte aber zu.
Ein Tipp des amerikanischen FBI hatte die dänischen Ermittler auf die Spur des Mannes hingewiesen. Im Februar 2016 war der 70-Jährige wegen der Vergewaltigungen auf Bestellung festgenommen worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Als Beweismaterial dienen unter anderem mehr als 4.700 Seiten Chats, in denen der Beschuldigte Anweisungen gegeben haben soll, was mit den Kindern passieren solle.
Urteil im Juni
Nie zuvor hat es die dänische Polizei nach eigenen Angaben mit einem so umfassenden Fall des sexuellen Missbrauchs über das Internet zu tun gehabt. „Das ist die größte Sache, die uns bisher untergekommen ist“, sagte Flemming Kjærside, Ermittler für Computer-Kriminalität, Danmarks Radio.
Für den Prozess wurden 41 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll voraussichtlich im Juni gesprochen werden.
von
apa/dpa/Günter Schwarz – 28.02.2017