Das Jugendhaus im Jagtvej 69 in Nørrebro in København wird am 1. März 2007 morgens ab 7:00 Uhr geräumt. Während und nach der Räumung des Gebäudes kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Das Jugendhaus, auch „die Jugend“ in Nørrebro in København genannt, war in den Jahren von 1982 bis 2007 als Treffpunkt und Underground-Szene für verschiedene Gruppen von jungen Menschen bekannt, die sich kulturell und/oder politisch von der Masse der Bevölkerung distanzierte. Das Haus, im Jagtvej 69, wurde 1897 als Haus der Arbeiterbewegung errichtet und wurde als solches von der dänischen Forst- und Naturbehörde als erhaltens- und schützenswert erachtet.

Dennoch wurde das Haus im Jahr 2000 von der Stadt København an die HUMAN A/S verkauft, die es später an die Freikirche „Das Vaterhaus“ weiterverkaufte. Mit der Übernahme des Hauses durch die Freikirche im Herbst 2006 bat diede die Polizei um Hilfe, das Jugendhaus von den radikalen Kreisen zu räumen zu, da die Jugendlichen durch mehrere Protestaktionen in Erscheinung getreten waren.

Daraufhin kam es am Donnerstag, dem 1. März 2007,  zu der polizeilichen Maßnahme das Jugendhaus zu räumen, die morgens um 07:00 begann. Schon während der Räumung und in den folgenden Tagen kam es zu zahlreichen Unruhen und Zerstörungen durch die Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten und der Polizei. In deren Folge etwa 714 Personen festgenommen wurden.

Am 5. März 2007 um 8 Uhr morgens begann der Abriss des Hauses, der am 6. März um 23 Uhr beendet war. An der entstandenen Baulücke versammelten sich an jedem Donnerstag vom März 2007 bis zum Juni 2008 protestierende ehemalige Nutzer des Hauses und Förderer der Jugend aus dem Raum København, um sich für ein neues Jugendhaus oder –zentrum einzusetzen. Die sogenannten Donnerstag-Demos waren stets sehr lautstark und wurden von Musik und mit Fahnen begleitet.

Nach einer mit G13 benannten Aktion G13 nahm Københavns Bürgermeister Ritt Bjerregaard Verhandlungen mit den Vertretern der Bewegung für die Schaffung eines neuen Jugendtreffs oder Jugendhauses auf, und am 27. Oktober 2007 wurde eine Einigung über ein Rahmenabkommen erreicht. Nach einigen Monaten der weiteren Verhandlungen einigte man sich, das neue Jugendzentrum in Bispebjerg im Nordwesten der Stadt  einzurichten. Am 11. Juni 2008 erfolgte die endgültige Zustimmung der Stadtvertretung mit dem Versprechen der Inbetriebnahme des neuen Jugend zum 1. Juli 2008.

Das Jugendhaus im Dortheavej 61 konnte aus organisatorischen und baulichen Gründen seine Türen für die Öffentlichkeit allerdings dann erst am 18. Oktober 2008 öffnen und gilt jetzt als Ersatz für das alte Jugendhaus im Jagtvej 69 in Nørrebro.

von

Günter Schwarz – 01.03.2017