Frauke Petry und „ihre AfD“ sorgen für Unruhe in Aukrug – Wirt wird massiv bedroht
(Aukrug) – Heute findet der Wahlkampfauftakt der AfD zur Landtagswahl in Aukrug, dem von Landwirtschaft geprägtem Dorf mit 3.880 Seelen, das von Wiesen und Wäldern umgeben idyllisch im Naturpark im Süden des Kreis Rendsburg-Eckernförde gelegen ist, statt. Doch die Idylle täuscht, denn Unbekannte drohen, die Gäste der AfD-Wahlveranstaltung mit Gülle zu überschütten und gar Molotowcocktails werfen zu wollen. Die Polizei ist in Alarmbereitschaft.
Der heutige Freitagabend kann Schauplatz von Tumulten und Ausschreitungen in Aukrug werden. Die Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) stattet dem nördlichsten Bundesland zum Auftakt des Landtagswahlkampfes einen Besuch ab und macht Halt in Aukrug. Die Autonome Antifa-Koordination Kiel hat auf ihrer Internetseite zur „antifaschistischen Gegenmobilisierung“ aufgerufen und Widerstand gegen die AfD-Veranstaltung angekündigt.
Ursprünglich sollte die Partei-Vorsitzende Frauke Petry das Wort im Kieler Schloss ergreifen. Doch von dort gab es kurzfristig eine Absage der Kiel Concerts GmbH, dem Vermieter der Räume. Als Grund wurden Sicherheitsbedenken aufgrund der Veranstaltung der umstrittenen rechtspopulistischen Partei genannt.
Die Organisatoren wurden bei der Suche nach einer räumlichen Alternative schließlich in Aukrug fündig, und so findet die Wahlkampfveranstaltung, für die man sich im Internet anmelden muss, im Dorfzentrum Aukrugs in der Gaststätte „Tivoli“ statt. „Ich bekam am Mittwoch einen Anruf. Anschließend haben sich einige Parteimitglieder die Räumlichkeiten angesehen“, berichtet Sven Lohse, Pächter des „Tivoli“.
Gegenüber dem „Tivoli“-Wirt, in dessen Gaststätte die Versammlung stattfindet, wurden massive Drohungen ausgesprochen. Er habe kein Problem damit, der AfD wie jeder anderen demokratisch legitimierten Partei auch seinen Saal zu vermieten, so der Gastronom. „Die AfD ist eine demokratische Partei, die nicht verboten ist. Das muss man respektieren.“ Er findet, was alle anderen Parteien für sich in Anspruch nehmen, muss man auch der AfD zugestehen. Und entsprechend rechtfertigt er seine Entscheidung auch auf der Facebookseite seines Lokals:

Nachdem jetzt allerdings bekannt wurde, dass die Wahlkampfveranstaltung in seiner Gaststätte stattfindet, sieht sich der Wirt mit massiven Bedrohungen konfrontiert. „Es wird damit gedroht, dass der Saal gestürmt wird, Farbbeutel und Molotow-Cocktails fliegen oder ein Güllewagen über den Gästen ausgekippt wird“, berichtet Lohse.
Mittlerweile hat er deswegen die Polizei eingeschaltet. „Und das alles nur, weil ich einen Raum an eine Partei zu einer Wahlveranstaltung vermietet habe. Das sind Zustände wie in Kabul, Afghanistan“, beschwert sich der Gastwirt. „Ich möchte mir meine Meinung selbst bilden, aber das geht nicht, wenn ich bedroht werde“, so der Aukruger, der selbst kein Parteimitglied irgendeiner politischen Partei ist.
Der Bürgermeister des Ortes, Nils Kuhnke, spricht von einer „ganz problematischen Geschichte für das Dorf“. Das Amt habe jedoch keine Einwirkungsmöglichkeiten, die Veranstaltung zu untersagen oder sonst darauf Einfluss zu nehmen. Ihm seien die Hände gebunden, so Kuhnke: „Wir leben in einer Demokratie, da müssen Menschen ihre Meinung äußern dürfen.“ Ihm liege es sehr am Herzen, dass die Veranstaltung „ordentlich, vernünftig, demokratisch und vor allem gewaltfrei“ ablaufen wird.
Die Polizei will dafür sorgen, dass alles ruhig und „gesittet“ abläuft. „Noch sind wir in der Vorbereitungsphase, weil uns die Information sehr kurzfristig erreicht hat, dass die Versammlung in Aukrug stattfindet wird“, berichtete Donnerstagmittag Polizeisprecher Sönke Hinrichs der zuständigen Polizeidirektion Neumünster. Es würden aber „ausreichend“ viele Polizeikräfte abgestellt, um ihren Aufgaben nachzukommen. „Dazu gehört der Schutz des Versammlungsrechts, die Abwehr von Gefahren und die Verfolgung von Straftaten, sollte es dazu kommen“, so Hinrichs.
Die ausgesprochenen Drohungen nimmt die Polizei ernst und richtet sich darauf ein. „Wir werden mit starken Kräften präsent sein. Da steht nicht nur ein Streifenwagen“, kündigte der Polizei-Sprecher an. Obwohl Sven Lohse damit rechnet, dass zumindest sein Gebäude Schäden davontragen wird, will er die Versammlung nicht absagen. „Auf die Idee würde ich nicht kommen. Immerhin habe ich einen Vertrag unterzeichnet, und daran halte ich mich.“ Außerdem ist es für ihn eine Einstellung zur Demokratie, jeden zu Wort kommen zu lassen.
Aus Anlass der AfD-Veranstaltung wird es voraussichtlich am heutigen Freitag in Aukrug zwischen 14 und 22 Uhr zu einigen Verkehrsbehinderungen im Verlauf der Landesstraße 121 und Hauptstraße /Itzehoer Straße kommen. Die Polizei empfiehlt daher Verkehrsteilnehmern aus Nortorf kommend, Richtung Hohenwestedt fahrend über die Böker Straße/Bünzer Straße auf die B430 und umgekehrt auszuweichen.
von
Günter Schwarz – 03.03.2017