Dänische Postboten klingeln nur noch einmal
Die schwedisch-dänischen Postunternehmen, die 2009 zu dem Logistikunternehmen „Postnord“ fusionierten, befinden sich in einer Negativspirale von Umsatzeinbußen, Serviceabbau und Preissteigerungen. Schweden beginnt bereits nach einer Ausstiegsstrategie Ausschau zu halten.
Die schwedisch-dänische Logistikgruppe Postnord hat den Strukturwandel im Briefgeschäft hin zu mehr digitaler Kommunikation nicht gut verdaut. Der 2009 aus den einstigen Monopolbetrieben der beiden Länder gebildete Konzern, der zu 60% in schwedischen und zu 40% in dänischen Händen liegt, befindet sich namentlich auf der dänischen Seite seit einiger Zeit in einer gefährlichen Abwärtsspirale.
Schlecht und teuer
Den dramatischen Rückgang von A-Post-Briefsendungen suchte man zunächst mit einer Änderung der Tarifstruktur aufzufangen, die de facto jedoch wenig mehr als eine bloße Verteuerung war. Mit 27 DKr. (3,63 Euro.) für einen Inland-Brief oder auch nur eine Postkarte hat die dänische Post hier den teuersten Tarif in Europa. Bei der mit 8 DKr. (1,07 Euro) deutlich billigeren B-Post hingegen nimmt Postnord bis zu 5 Arbeitstage für die Auslieferung in Anspruch. „Schlecht und teuer“, lautet deshalb das Verdikt der dänischen Konsumenten.
Der neue Plan für mehr Effizienz lautet nun in Dänemark, die B-Post nur noch einmal pro Woche auszuliefern (für Schweden, wo das Geschäft besser läuft, gilt dies laut dem Konzernchef Hakan Ericsson allerdings nicht). Gleichzeitig steht ein substanzieller Stellenabbau am Horizont. Von den rund 33.000 Angestellten in beiden Ländern (2016) sollen auf dänischer Seite 3.500 bis 4.000 ihren Job verlieren.
In Schweden dürfte es sich um einige hundert handeln, namentlich auf der Verwaltungsebene. Die schwedische Seite von Postnord hat über die letzten drei Jahre den Personalbestand in der Administration laut Ericsson um 40% abgebaut. Eine Fortsetzung dieses Trends sei auch in den nächsten drei Jahren zu erwarten.
Wie die Zeitung „Svenska Dagbladet“ schreibt, könnten die Entlassungen in Dänemark das Unternehmen aber teuer zu stehen kommen. Die Angestellten profitierten dort von ausnehmend großzügigen Bedingungen; einigen stünden bis zu drei Jahreslöhne als Abgangsentschädigung zu. Es wird für die zu erwartenden Restrukturierungskosten die beträchtliche Summe von 3 Mrd. SEK (313,4 Millionen Euro) veranschlagt.
Szenen einer Post-„Ehe“
In Schweden ist die Regierung mit ihrer Geduld bei der Erhaltung der binationalen Struktur des Unternehmen am Ende. Pro Kopf der Bevölkerung erwirtschaftete die schwedische Seite von Postnord 2016 etwa 40% mehr Umsatz, und beim Konzernergebnis schaute ein Gewinn von 800 Mio. SEK (83,5 Millionen Euro) heraus, während in Dänemark ein Verlust von 1,9 Mrd. sKr. (198,5 Millionen Euro) verbucht wurde.
Schwedens Wirtschaftsminister Mikael Damberg wollte gegenüber Medien deshalb „gewisse Handlungsalternativen“ für die Zukunft nicht ausschließen, womit er wohl eine Trennung der Post-Ehe meinte, die das rot-grüne Stockholmer Kabinett im Übrigen von der bürgerlichen Vorgängerregierung geerbt habe. Auf dem Magen liegt den Schweden etwa, dass sich Dänemark bei der Fusion der beiden Postbetriebe durch eine einmalige Zahlung Parität bei den Stimmrechten gesichert hat. Eine Sanierung wird dadurch nicht einfacher, und in Stockholm befürchtet man, für die dänischen Probleme geradestehen zu müssen.
von
Günter Schwarz – 10.03.2017