Erdoğan besucht Putin in Moskau
(Moskau) – Vor einem Jahr standen die Türkei und Russland noch fast vor einem Krieg. Heute zelebrieren die Präsidenten Putin und Erdoğan eine Freundschaft, von der beide profitieren. S>ehr hilfreich ist beiden:> ein gemeinsames Feindbild!
Das Verhältnis war auf einen Tiefpunkt gefallen, nachdem die türkische Luftwaffe im November 2015 ein russisches Kampfflugzeug an der syrisch-türkischen Grenze abgeschossen hatte. Moskau und Ankara stehen im syrischen Bürgerkrieg auf entgegengesetzten Seiten, doch verstärkten sie zuletzt ihre Kooperation. So handelten sie Ende Dezember die Evakuierung von Aleppo aus und vermittelten eine landesweite Waffenruhe zwischen Rebellen und Regierung.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan trifft heute in Moskau seinen russischen Kollegen Putin. Außer um bilaterale Beziehungen soll es bei den Gesprächen um regionale und internationale Fragen wie den Syrien-Konflikt gehen. Das letzte bilaterale Treffen zwischen Putin und Erdogan war im August, als sie die Beziehungen beider Länder normalisierten.
Recep Tayyip Erdoğan setzt ganz offensichtlich auf Konfrontation. Er wettert gegen Deutschland und bemüht sogar Nazi-Vergleiche. Ferner droht er der EU unmissverständlich, die Grenzen für Flüchtlinge wieder zu öffnen. Und während sich die europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel versammelten, reiste Erdoğan am Donnerstag nach Moskau zu Wladimir Putin und signalisierte damit, dass er auf den Westen nicht angewiesen ist.
Erdoğan und Putin eint die Enttäuschung über den Westen. Die Zeiten der alten Weltordnung, die seit dem Ende des Kalten Krieges gegolten hatte, sind vorbei, und die Beziehungen unübersichtlich geworden. Man braucht einander. Der US-Präsident Donald Trump ist zudem vor allem mit sich und seinem Land beschäftigt.
Live: Pressekonferenz zum Treffen zwischen Putin und Erdoğan in Moskau mit deutscher Übersetzung
von
Günter Schwarz – 10.03.2017