Heidi und Oldtimer „Hudo“ sind wieder zu Hause in Berlin
(Berlin) – „Hudo“ gluckst, rattert, röhrt – und riecht streng nach Benzin. So liebt Heidi Hetzer ihren Oldtimer, einen Hudson Greater Eight aus Detroit mit Holzspeichen-Felgen und Trockenkupplung mit unsynchronisiertem Drei-Gang-Getriebe. Hetzer, langjährige Berliner Autohändlerin mit Promistatus, wird im Sommer 80.
Ihr Oldtimer-Auto „Hudo“ ist noch sieben Jahre älter als Heidi Hetzer. Zwei Jahre und sieben Monate lang sind sie zusammen um die Welt gefahren, mehr als 84.000 Kilometer kamen zusätzlich auf dem Tacho zusammen. An diesem Sonntag will Heidi Hetzer wieder zu Hause sein. Um zwölf Uhr mittags traf sie am Brandenburger Tor ein. „Hudo“ wollte hupen, was immer wie in einem alten Hollywood-Film klingt.
„Mann, is dit schön“, freut sich Rallyefahrerin Heidi Hetzer, als sie nach mehr als zweieinhalb Jahren von ihrer Weltreise zurückkommt – und vorm Brandenburger Tor von einer jubelnden Menge begrüßt wird. Einer rührt die 79-Jährige besonders zu Tränen.
959 Tage war Heidi Hetzer unterwegs, am Sonntag ist die Rallyefahrerin von ihrer Weltreise mit Oldtimer „Hudo“ nach Berlin zurückgekehrt. Nach einem Stopp auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) trudelte die 79-Jährige am Mittag über die Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor ein – am Steuer ihres petrolfarbenen Hudson, Baujahr 1930. Mehrere Hundert Menschen nahmen sie in Empfang und bejubelten die Berlinerin.
„Die Welt ist toll! Ihr müsst raus und nicht mit dem Arsch vorm Fernseher sitzen!“ – in gewohnt direkter Art begrüßte Heidi Hetzer ihre Fans kurz nach ihrer Ankunft am Brandenburger Tor. „Nicht die Welt träumen, sondern die Welt sehen, erleben“, rief sie.
„Mein Gott Claudi, ich fall vom Auto“
„Ihr glaubt gar nicht, wie nett die Menschen in der Welt sind. Da müssen wir Deutschen uns noch was abgucken“, berichtete Hetzer. Neben vielen Fans und früheren Arbeitskollegen, rührte auch ein bestimmter Mann Heidi Hetzer zu Tränen, nachdem sie ihn in der Menge entdeckt hatte.
„Mein Gott Claudi, ich fall vom Auto“, rief Hetzer, und erklärte anschließend, der Mann sei der Arzt, der sie operiert habe, als sie während ihrer Reise an Krebs erkrankt sei. In Miami war eine Auffälligkeit auf ihrer Haut als Krebs diagnostiziert worden. Für die Operation kehrte sie für mehrere Wochen nach Deutschland zurück. In Essen operierte sie ihr Freund und Arzt Claudio Schlegtendal. Anschließend setzte sie ihre Reise fort.
Müller würdigt Hetzers Leistung
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte Heidi Hetzer bereits vor ihrer Ankunft in Berlin gewürdigt. „Heidi Hetzer ist eine Ausnahmeerscheinung, und sie hat eine Ausnahmeleistung vollbracht“, so Müller. Hetzers Durchhaltevermögen und ihre Willenskraft seien bewundernswert. Mit dem Berlin-Wimpel am Kotflügel sei sie rund um den Globus auch eine einzigartige Botschafterin der Stadt gewesen.
Müllers Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) nahm Hetzer im Namen des Landes in Empfang. „Als Kind habe ich immer davon geträumt, frei durch die Welt zu reisen.“ Umso mehr freue sie sich, mit Heidi Hetzer einen Menschen kennenzulernen, der diesen Traum wahr machte, sagte Chebli.
Heidi Hetzer reiste insgesamt zwei Jahre, sieben Monate und zwölf Tage mit ihrem Oldtimer durch Europa, Asien, Australien, Neuseeland, Nord- und Südamerika sowie das südliche Afrika. Ihr Vorbild war dabei eine Reise der Industriellentochter und Rennfahrerin Clärenore Stinnes in den 1920er Jahren. Hetzer ist langjährige Berliner Autohaus-Besitzerin und Rallye-Fahrerin. Im Juni feiert sie ihren 80. Geburtstag.
von
Günter Schwarz – 13.03.2017