Inger Støjberg macht sich selbst zur Karikatur
Die sogenannte Integrationsministerin Dänemarks, Inger Støjberg, hat mit einem Kuchen 50 schärfere Regeln und Gesetze gegen Ausländer gefeiert, die sie mit ihrem Ministerium gegen die Integration im Folketing hat durchsetzen können. Man fragt sich, warum wählen die Dänen solche Politiker an die Spitze ihres Landes und warum leistet Dänemark sich den Luxus einer Integrationsministerin, die genau das Gegenteil davon macht, zu dem sie im Amt ist – nämlich Segration? In ihrem Amt ist sie eine reine Karikatur, um nicht Witzfigur sagen zu müssen – die Satirikern alle Türen und Toren öffnet.
Dänemarks Integrationsministerin Inger Støjberg (Venstre) hält lächelnd einen Kuchen in die Kamera. Eine 50 steht darauf, doch 50 Jahre alt ist Støjberg nicht. Sie feiert mit der Zahl 50 die schärferen Regeln und Gesetze gegen Ausländer, die ihr „Integrationsministerium“ durchgesetzt hat. Und zudem hat sie das Bild auch noch auf Facebook hochgeladen, das mit dem Text versehen ist: „Heute habe ich die 50. Verschärfung bezüglich Einwanderungsfragen erlassen. Es sollte gefeiert werden! – Siehe die Liste der Einschränkungen hier: http://uim.dk/gennemforte-stramninger-pa-udlaendingeomradet“
Schon seit Längerem kann man auf der Website des Ministeriums in Form einer großen Zahl sehen, wie viele Maßnahmen gegen Ausländer bereits beschlossen worden sind. Wer dachte, es ginge nicht noch absurder, ausländerfeindlicher und so weiter, ist mit dem Kuchen eines Besseren belehrt worden. Es geht – und Stojberg hat es bewiesen.
Überflüssig zu sagen, dass dieser Kuchen blöd und auch ziemlich beängstigend ist. Vielmehr stellt sich die Frage: Warum darf jemand wie Støjberg Ministerin sein? Oder anders gefragt: Warum sind die Dänen so tolerant oder dumm(?) gegenüber Rechtspopulisten?

Warum wählen die Dänen solche Politiker an die Spitze ihres Landes?
Wer das verstehen will, muss sich mit Dänemarks Geschichte auseinandersetzen: Anfang des 19. Jahrhunderts verlor das einst große und stolze Dänemark wichtige Bestandteile seines Territoriums. 1814 musste es Norwegen an Schweden abgeben, nach dem deutsch-dänischen Krieg 1864 noch mehrere Herzogtümer.
Daraufhin konzentrierte sich das Land vor allem auf sich selbst. Denker wie Nikolai Frederik Severin Grundtvig, einer der Gründungsväter der dänischen Demokratie machten sich daran, den Schmerz des Verlustes durch den Aufbau eines besonders schönen, wenn auch eben kleinen Landes zu bekämpfen.
Grundtvig war es auch, der den Begriff der „danskhed“, also der „dänischheit“ prägte. Die Idee: Was dänisch ist, muss gut sein. Diese Liebe zur eigenen Nation ist bis heute zu merken. Etwa in der „fællesskab“, also dem starken Gemeinschaftsgefühl. So weit, so gut.
Doch gleichzeitig hat sich das Missverständnis etabliert, dass alles Dänische irgendwie besonders ist – und vor Ausländern beschützt werden muss. Von diesem Irrglauben profitieren Støjberg und die Dansk Folkeparti. Deshalb erfahren sie mit ihren rechtspopulistischen Parolen so viel Zuspruch.
Mit dem Kuchen hat sich Støjberg endgültig zur Karikatur ihrer selbst gemacht. Aber wer weiß, vielleicht wird er am Ende sein Gutes haben: Wenn durch ihn mehr Menschen Abstand von Politikern wie Inger Støjberg nehmen, weil ihnen bewusst wird, wie lächerlich sie sich damit machen.
von
Ruben Karschnik / Günter Schwarz – 15.03.2017