Attentat Paris-Orly – Anti-Terror-Abteilung übernimmt
Französische Sicherheitskräfte haben am Flughafen Paris-Orly einen Mann erschossen. Er hatte laut Verteidigungsministerium versucht, einer Soldatin die Waffe zu entreißen und sei dabei von zwei Soldaten erschossen worden. Der Mann war der Polizei und den Nachrichtendiensten bekannt. Der Flughafen wurde evakuiert und der komplette Flugverkehr gestoppt. Kurz vor dem Vorfall habe der Mann mehrere Personen in einer Bar bedroht und bei einer Straßenkontrolle einen Polizisten verletzt.
Der Angreifer attackierte eine Soldatin, die zusammen mit zwei weiteren Soldaten im Flughafen Paris-Orly im Rahmen der Anti-Terror-Operation „Sentinelle“ (Wache) patroullierten. Der Mann versuchte, ihr die Waffe zu entreißen. „Aber ihre zwei Kameraden haben es für nötig gehalten – und sie hatten Recht – das Feuer zu eröffnen, um sie zu beschützen, und vor allem um alle Leute herum zu beschützen“, sagte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Er lobte die „Professionalität“ der Militärs.
Für die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht eines terroristischen Hintergrundes, weshalb sie die Ermittlungen an sich gezogen hat. Der Flughafen Orly wurde evakuiert, um sicherzustellen, dass der Mann keine Komplizen hatte und dass sich kein Sprengstoff im Gebäude befand. In beiden Fällen konnten die Sicherheitskräfte Entwarnung geben.
Gemäß dem Direktor des Flughafens werde der Terminal Süd, in dem sich der Vorfall abspielte, bis Samstagabend geschlossen bleiben. Der Terminal West werde absehbar den Betrieb wieder aufnehmen können.
Etwa anderthalb Stunden vor dem Vorfall hatte der Mann nach Angaben von Innenminister Bruno Le Roux in der Nähe von Paris auf Polizisten geschossen und dabei einen leicht verletzt. Er habe dann im Ort Vitry ein Fahrzeug in seine Gewalt gebracht und in einer Bar die Anwesenden bedroht.
Der Angreifer war Polizei und Geheimdiensten bekannt, sagte Le Roux. Der Franzose war wegen Straftaten wie bewaffnetem Raubüberfall und Drogenhandel mehrfach vorbestraft und wurde von der Kriminalpolizei gesucht.
Er stand auch unter Radikalisierungsverdacht, wie aus Polizeikreisen verlautete. Bei ihm habe es darum eine Hausdurchsuchung gegeben, berichtete der Sender France Info unter Berufung auf eine Polizeiquelle. Die Zeitung «Le Figaro» schrieb, die Durchsuchung im November 2015 habe aber nichts ergeben. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.
Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel von Terroranschlägen. Wegen der Terrorgefahr patrouillieren seit den Attentaten von Anfang Januar 2015 bewaffnete Armeepatrouillen im Rahmen der Operation „Sentinelle“ an „sensiblen Punkten“ Frankreichs mit hoher Personendichte.
Nach den Anschlägen vom 13. November 2015 mit 130 Todesopfern wurde die Operation „Sentinelle“ verstärkt und umfasst nun über 10’000 Soldaten, davon 6000 allein im Großraum Paris.
Erst vor einigen Wochen war nahe dem Pariser Museum Louvre ein Mann niedergeschossen worden, der sich mit einer Machete auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte.
Der Flughafen Orly liegt südlich von Paris. Er ist der zweite große Airport der französischen Hauptstadt nach dem im Norden der Stadt gelegene Flughafen Charles de Gaulle.
von
Günter Schwarz – 18.03.2017