Erdoğan kündigt harten Kurs auch gegen Dänemark an
(Çanakkale) – Vor der Volksabstimmung in der Türkei versichert der Präsident seinen Landsleuten, sich dem Einfluss Europas nicht beugen zu wollen. Neben den türkischstämmigen deutschen Politikern werden unterdessen jetzt auch dänische Politiker mit türkischen Wurzeln von „Herrn Erdoğan“ als Landesverräter beschimpft. Je näher der Termin des Referendums am 16. April rückt, desto „verrückter“ benimmt sich der Mann der Türkei – Recep Tayyip Erdoğan, der im Begriff ist, das Land in eine islamistische Diktatur umzuwandeln.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat Dänemark und eine Reihe anderer Länder dafür angegriffen, türkische Minister am Wahlkampf für die türkische Volksabstimmung über die Ausweitung seiner Machtbefugnisse teilzunehmen. „Lasst sie versuchen, die Minister zu behindern. Egal ob es Deutsche, Niederländer, Österreicher, Schweizer, Belgier oder Dänen sind, so sollt ihr wissen, dass euer Präsident entschlossen ist und weiter entschlossen sein wird!“, verlautete es wieder einmal großmäulig von Erdoğan laut Al Jazeera Sonnabend bei einer Gedenkveranstaltung zum Ersten Weltkrieg in Çanakkale in der Region Marmara.
Dänemarks Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (Venstre) hatte einen Termin mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yıldırım in København kürzlich unter dem Hinweis auf die derzeit verwickelte diplomatische Lage ausgesetzt. Am Sonntag und am Montag hätte Yıldırım Løkke besuchen und Wahlkampf für Erdoğan betreiben sollen.
Unterdessen haben nicht nur die deutschen Grünen- Politiker Cem Özdemir, Özcan Mutlu und andere der insgesamt elf deutschen Bundestagsabgeordneten von Erdoğan „ihr Fett“ abbekommen, sondern der auch die dänische sozialdemokratische Folketingsabgeordnete Lars Aslan Rasmussen und die ehemalige Abgeordnete der Socialistisk Folkepart (Sozialistische Volkspartei) und jetzige politische Moderatorin Özlem Çekiç, die in Ankara geboren wurde, haben zu wissen bekommen, dass sie offenbar in der Türkei als Landesverräter angezeigt wurden.

Özlem Çekiç
Rasmussen ist auch in Dänemark offen von Dänischtürken wegen seiner kritischen Haltung gegenüber Erdoğan angefeindet worden. „Ich befürchte, dass ich festgenommen werde, wenn ich in die Türkei reise, und dort in den Gefängnissen könnte Folter drohen, das wissen wir und das geht auch aus Amnesty-Berichten hervor“, sagt der Politiker, dessen Vater aus der Türkei stammt.
Auch Özlem Cekic ist angefeindet und bedroht worden. Die Vorsitzende des Vereines Brobyggerne (Brückenbauer) befürchtet, auf einer Art schwarzen Liste zu stehen und bei der Einreise in die Türkei festgenommen zu werden. „Ich werde in der näheren Zukunft keinen Fuß mehr in die Türkei setzen“, sagt sie. „Ich befürchte, dass ich festgenommen werden könnte. Das passiert auch ausländischen Bürgern, man kann sich also nicht sicher sein, nur weil man einen roten Pass hat“, sagt sie.
von
Günter Schwarz – 19.03.2017