Lars Løkke Rasmussen besucht Donald Trump
(Washington / København) – Vor seinem Treffen mit Donald Trump schlägt der dänische Statsminister Lars Løkke Rasmussen freundschaftliche Töne an. Auf der Agenda stehen Themen wie der Klimawandel, der transatlantische Freihandel und die Terrorbekämpfung. Einerseits sollte Lars Løkke bei dem Treffen ein gewisses Fingerspitzengefühl bewahren und andererseits ist auch eine gewisse Härte gefragt, wenn er mit Donald Trump trifft, sagt „US-know“. Es ist ein wahrer „Eiertanz“, den der dänische Statsminster erwartet.
Mit einem Abendessen mit hochrangigen republikanischen und demokratischen Mitgliedern des Repräsentantenhauses hat der dänische Staatsminister Lars Løkke Rasmussen (Venstre) am Mittwochabend seinen Besuch in Washington eingeleitet. Dabei unterstrich Løkke, das Hauptziel seines Besuchs sei, die guten Beziehungen zwischen Dänemark und den USA weiter stärken zu wollen. Am Donnerstagabend nach MESZ wird der Statsminister den neuen US-Präsidenten Donald Trump im Weißen Haus treffen.
Lars Løkke Rasmussen ist sich bewusst, dass es ein Balanceakt ist, indem er sowohl dänische Interessen vertreten und gleichzeitig die bisherigen guten Beziehungen zwischen Dänemark und den Vereinigten Staaten sicherstellen muss. Außerdem ist Trump in Dänemark nicht gerade ein populärer Mann. Dennoch ist Lars Løkke optimistisch und sagt: „Es ist schön, zurück in Washington zu sein, und ich freue mich über die Möglichkeit, den amerikanischen Präsidenten zu besuchen – 70 Tage nach seinem Amtsantritt“, sagte Lars Løkke, „der frühe Besuchszeitpunkt zeige die guten Beziehungen beider Länder. Ich komme als vierter europäischer Regierungschef.“ Zuvor hatte Trump unter anderem die britische Premierministerin Theresa May und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel empfangen.
Früher Besuch laut Løkke ein Vorteil
Løkke hält es von Vorteil, Trump so kurz nach seiner Ernennung zum Präsidenten besuchen zu können. „Er ist ein neuer Präsident, der dabei ist, sich in der Welt zu orientieren“, sagte Løkke. Er hoffe, in wichtigen Fragen Impulse setzen zu können, „auch bei Themen, bei denen wir uns nicht ganz einig sind“. Løkke und Trump wollen bei ihrem Treffen unter anderem über den Kampf gegen den Islamischen Staat, den Freihandel und die Energiewende sprechen.
Der dänische Staatsminister will Trump unter anderem ermuntern, das Freihandelsabkommen mit der EU fortzuführen.Trump hatte während seines Wahlkampfes angekündigt, dieses kündigen zu wollen. Außerdem will Løkke Werbung für erneuerbare Energien machen, der Trump erst gestern mit seinem „Kohle-Dekret“, einen Schlag versetzt hat. Er wolle gegenüber dem Geschäftsmann Trump argumentieren, dass Nachhaltigkeit auch ein gutes Geschäft sein kann, sagte der dänische Staatsminister.
Auch in der Verteidigungspolitik im Rahmen der NATO gibt es Gesprächsthemen. Zuletzt hatte Trump die Mitgliedsländer der Nato zu höheren Militärausgaben aufgefordert. Dänemarks Beitrag liegt unter dem geforderten Wert von zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes – im Jahr 2016 waren es 1,14 Prozent der geforderten 2 Prozent gewesen. „Ich glaube, Donald Trump ist Geschäftsmann genug, dass er versteht, dass man nicht nur auf den Input, sondern auch auf den Output gucken sollte. Und da liefert Dänemark“, sagte Lars Løkke und verwies unter anderem auf das dänische Engagement in Afghanistan. „Die USA können mit uns rechnen.“
Es bleibt, Lars Løkke Rasmussen sich nach dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau zu richten, dem es gelang, die Balance zu halten. Auf der einen Seite schlug er Trump gegenüber einen guten und konstruktiven Ton an, aber er demonstrierte dem US-Präsidenten auch, wofür er steht und was er möchte. Ob und inwieweit das auch dem dänischen Statsminister gelingt, wird der heutige Abend zeigen.
von
Günter Schwarz – 30.03.2017