Kein Scherz: Viele Medien steigen aus April-Scherzen aus
Die Debatte um sogenannte „Fake-News“ hat dafür gesorgt, dass heute weniger Medien als in früheren Jahren scherzhafte Falschmeldungen veröffentlichen oder sich gar nicht mehr an der Veröffentlichung von Aprilscherzen beteiligen. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Presse allgemein, denn in Zeiten, in denen selbst der mächtigste Mann der Welt, der US-Präsident Donald Trump, es mit der Wahrheit nicht mehr so genau nimmt und seine offensichtlichen Unwahrheiten und gar Lügen als „alternative Wahrheiten“ verkauft, sollte sich die Presse mit sogenannten „Scherzen“ zurückhalten – selbst am 1. April!.
Wir verzichten bewusst gänzlich auf Aprilscherze – mit der Begründung, dass wir als seriöse Nachrichtenquelle für unsere Leser immer verlässlich und glaubwürdig sein zu wollen. Wir berichten nach bestem Wissen und Gewissen – obwohl auch wir nicht unfehlbar sind und Fehler machen und Irrtümern aufsitzen können. Und sollte es tatsächlich einmal geschehen, so ist es unbeabsichtigt. Schließlich sind auch wir „nur“ Menschen.
Unsere Haltung vertreten in diesem Jahr viele andere Medien. In Norwegen haben die größten Verlage und der öffentlich-rechtliche Rundfunk erklärt, in Zeiten, in denen zunehmend Unsicherheit über den Wahrheitsgehalt von Meldungen besteht, auf Aprilscherze zu verzichten. Auch in Schweden steigen zahlreiche Zeitungen aus dem Rennen und die glaubwürdigste Lüge aus.
Dänisch Medien wie die Zeitungen „Berlingske“, „Kristeligt Dagblad“, „Der Nordschleswiger“ und das Fernsehen TV2 haben unterdessen verkündet, auch auf Aprilscherze verzichten zu wollen. „Alle beschuldigen uns Medien für Fake News. Das ist furchtbar belastend. Wir können das nicht auf uns sitzen lassen. Doch was können wir tun? Hier haben wir zumindest einen Ausgangspunkt“, sagt Tom Jensen, Chefredakteur bei „Berlingske“, in seinem heutigen Leitartikel.
Die Partei die Alternativet nahm am 1. April unterdessen sowohl den Aprilscherz als auch sich selbst aufs Korn: „Trotz zahlreicher politischer Laboratorien ist es der Alternativet nicht gelungen, einen Aprilscherz zu finden. Sämtliche Vorschläge wurden stattdessen zu tatsächlichen politischen Initiativen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Was Dänemark anbelangt, so halten nur einigen Nachrichtenmagazine die Tradition noch hoch – wenngleich auch dort sich weniger als früher an Aprilscherzen versuchen. Wir fanden in der dänischen Medienlandschaft lediglich folgende Scherzmeldungen:
- „Ekstra Bladet“ schreibt, dass Transportminister Ole Birk Olesen (Liberale Allianz) die Post künftig von Uber-Fahrern austragen lassen will.
- „Politiken“ schreibt, man wolle einen uralten Schreibfehler endlich korrigieren und sich „Politikken“ nennen.
- „B.T.“ berichtet, die Fußballer der Superliga hätten sich mit den Funktionären darauf geeinigt, den Sportlern zwölf Wochen Elternzeit zuzugestehen – verpflichtend.
von
Günter Schwarz – 01.04.2017