Was geschah am 3. April 1934 in unserem Dänemark?
Københavns erste S-togslinje (S-Bahn-Linie) wird am 3. April 1934 zwischen Frederiksberg, Vanløse, Nørrebro und Klampenborg eröffnet.
S-tog nennt man die S-Bahn im Großraum der dänischen Hauptstadt København. Das S-tog-System entwickelte sich schrittweise seit der Inbetriebnahme der ersten elektrisch betriebenen Eisenbahnstrecke Dänemarks am 3. April 1934 und umfasst heute sieben Linien. Diese bedienen ein 170 Kilometer langes, vom übrigen Regional- und Fernverkehrsnetz vollständig unabhängiges Streckennetz mit 84 Bahnhöfen. Betreiber war die am 24. Mai 2013 aufgelöste Aktiengesellschaft „DSB S-tog“, eine 100-prozentiges Tochterunternehmen der dänischen Staatsbahnen DSB.
Københavns S-Bahn ist zusammen mit der Metro Hauptlastträger des öffentlichen Nahverkehrs in der Stadt København. Täglich gibt es etwa 1100 S-tog-Fahrten, auf denen rund 340.000 Fahrgäste, darunter etwa 4.000 Nutzer mit Fahrrad, befördert werden.
Der Name wurde durch eine Umfrage der dänischen Tageszeitung „Politiken“ vom 17. Februar 1934 ausgewählt. Das vom deutschen System (siehe S-Bahn) inspirierte „S“ steht allerdings nicht für „Schnell-“ oder „Stadt“-Bahn, sondern hat keine feste Bedeutung.
Die erste Strecke Klampenborg–Hellerup–Vanløse–Frederiksberg wurde dann am 3. April 1934 eröffnet und war zugleich mit Ausnahme von Straßenbahnen die erste elektrisch betriebene Eisenbahnstrecke des Landes. Am 5. Mai 1934 folgte die Strecke von Hellerup nach København H( Hauptbahnhof), die am 1. November bis Valby verlängert wurde. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde das Netz noch bis zu den Nachbarstädten Hillerød und Køge sowie den Vororten Farum, Ballerup und Høje Tåstrup verlängert.
2005 wurde die vorläufig letzte Strecke eröffnet, die Ringbahn von Hellerup nach Ny Ellebjerg, die eine nord-südliche Fahrt ermöglicht, ohne die Stammbahn durchs Stadtzentrum zu befahren. Die Strecke besteht aus einem früher unelektrifizierten, nur von Güterzügen befahrenen Umgehungsgleis sowie der schon vorhandenen S-Bahn-Strecke Hellerup–Vanløse.
Die Strecken des S-tog-Systems erschließen den Westen und den Norden des Großraumes København. Die Stammstrecke verläuft von Valby über København H, Nørreport (Kreuzungspunkt mit der Metro) und Østerport bis Svanemøllen und Hellerup.
Das S-Bahn-Netz in København wurde als erster und auf lange Zeit einziger Teil des dänischen Eisenbahnnetzes elektrifiziert. Man benutzte das Gleichstromsystem mit 1,65 kV und regulärer Fahrleitung. Erst 1986 wurde die erste Fernbahn-Elektrifizierung in Betrieb genommen, jedoch mit 25 kV 50 Hz. Auch die Bahnsteighöhe unterscheidet sich von der der Fernbahn. Dadurch ist das S-Bahn-Netz vom Regional- und Fernbahnnetz völlig getrennt. Auf zentralen Strecken (z. B. von Klampenborg nach Hellerup und an der ganzen Stammstrecke durch København H bis Høje-Taastrup entlang) verlaufen zwei S-Bahn-Gleise und zwei elektrifizierte Fernbahngleise parallel. Auf einigen S-Bahn-Strecken werden auch Güterlieferungen vorgenommen, die dann mit fahrleitungsunabhängigen Dieselloks erfolgen. Im Zuge einer geplanten Verlängerung der S-Bahn nach Roskilde wurde mit Zweisystem-S-Bahn-Zügen kalkuliert; technische Probleme führten jedoch zur Aufgabe des Projektes.
1989 wurde die Regionalstrecke nach Frederikssund zu einer S-Bahn umgestaltet; anders als bei den übrigen Strecken war diese eingleisig und besaß Straßenkreuzungen, war sonst aber völlig im Taktfahrplan des S-Bahn-Netzes integriert. 2000 wurde sie zum üblichen, doppelgleisigen S-Bahn-Standard ausgebaut.

Streckenübersicht (gültig seit Dezember 2014)
Trotz der Taktverdichtung werden die Linien A, E, H und Bx noch als Expresslinien betrieben. Sie halten nicht an allen Stationen und ermöglichen so kürzere Fahrzeiten in die weiter entfernt gelegenen Vororte von Kopenhagen. Da die alle Stationen bedienenden Linien nun ganztägig in einem exakten 10-Minuten-Takt verkehren, können die Expresslinien teilweise nicht mehr ganz so viele Stationen auslassen wie vorher, da die zweigleisigen Strecken kein Überholen zulassen.
von
Günter Schwarz – 03.04.2017