Reformation zum Erleben und Anfassen in Haderslev
(Haderslev) – Haderslevs Archäologie eröffnet heute eine Sonderausstellung im „Wittenberg des Nordens“, die sich im Lutherjahr anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation, mit Martin Luther und der Bedeutung „seiner“ Reformation für Haderslev und Dänemark widmet. Bereits 1526 wurde die neue evanglisch-lutherische Kirchenordnung hier eingeführt – zehn Jahre bevor das Königreich Dänemark/Norwegen folgte.
Im Jahr des großen Reformationsjubiläums wartet die Haderslevs Archäologie mit einer besonderen Ausstellung auf, die heute an der Dalgade eröffnet wird. Der Grund liegt auf der Hand: Haderslev war die Stadt, von der die Reformation 1525 in Dänemark ausging und sich in der nachfolgenden Dekade auf das übrige Land ausdehnte. Zur Ausstellungseröffnung hat der Leiter der Archäologie und ein Experte auf dem Gebiet der Reformation, Oberinspektor Lennart Secher Madsen, ein Büchlein verfasst, das zeitgleich zur Ausstellungseröffnung erscheint.
Es ist eine Ausstellung, so versprechen die Fachleute vom Museum Sønderjylland, in der die Reformation in ihrem 500. Jahr zum Greifen nah ist – zum Sehen, Fühlen, Hören und Anfassen.
Dom zu Haderslev
Entscheidend für die Einführung der Reformation in Haderslev war der Wille des Prinzen Christian (1503–1559), des späteren Kong Christian III. (1534–1559). Er hatte seinerzeit als 18-Jähriger auf einer Studienreise unter anderem nach Worms Bekanntschaft mit dem Reformator Martin Luther gemacht, von dessen Thesen und Anschauungen er sich begeistert zeigte. Inspiriert kehrte er zurück nach Haderslev, heiratete Prinzessin Dorothea von Sachsen-Lauenburg. Sein Vater, Frederik I., überschrieb ihm als Hochzeitsgeschenk Tørning und Haderslev, wo Christian als Stadthalter residierte. Zunächst 1526 und zwei Jahre später nochmals versammelte er alle Priester um sich, um ihnen seine Ideen von der Reformation in Form der sogenannten „Haderslebener Artikel“ vorzustellen.
Die „Reformation“ durchzuführen, setzte aber auch voraus, dass Christian geeignete Personen für einen solchen Vollzug hatte. Im Haderslev waren es zwei Geistliche, die der junge Herzog zur Durchführung der Reformation von außen in das eigene Territorium holte: Johann Wendt (ca. 1495–1541) und Eberhard Weidensee (ca. 1486–1547). Beide hatten in Wittenberg studiert und waren dort Anhänger Luthers und der neuen Theologie geworden.
Für die Ausstellung, die den Titel „TRO!“ trägt, sind Lennart S. Madsen und seine Kollegen erneut eine Kooperation mit dänischen und deutschen Museen eingegangen, aus deren Beständen Leihgaben, unter anderem die einzige bewahrte Niederschrift der „Haderslebener Artikel“, die älteste „evangelische“ Kirchenordnung, sowie einige der ersten dänischen Bibeln, stammen. Die Exponate sind u. a. aus der Königlichen Bibliothek, dem Nationalmuseum und Reichsarchiv entliehen worden.
Den Rahmen der Exhibition bilden zwei nachempfundene Kirchenräume, die den Unterschied zwischen einer katholischen und einer evangelisch-lutherischen Kirche demonstrieren. Texte, auch auf Deutsch, beschreiben dieses historische Kapitel. Insgesamt ist die Sonderausstellung in vier Museumssälen zu sehen. In einem davon werden auch Luthers dunkle Seiten beleuchtet – ebenso die Konsequenzen der Reformation, Mythen und Geschichten, die sich um diese Umwälzung von epochaler Bedeutung ranken. Zudem wird die Ausstellung, die bis zum 14. Januar 2018 zu sehen ist, laufend mit Unterrichtsmaterial ergänzt.
von
Günter Schwarz – 08.04.2017