„Aarhus-Modell“ – Projekt gegen Radikalisierung
(København) – Die Schweizer Bundesrätin und Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) Simonetta Sommaruga informierte sich bei ihrem dänischen Amtskollegen, Justizminister Søren Pape Poulsen über das sogenannte „Aarhus-Modell“ zur Deradikalisierung und Prävention von Radikalisierung. Das „Aarhus-Modell“ zeichnet sich durch eine enge Zusammenarbeit von Schulen, Sozialbehörden und Polizei aus. Bis in die zweite Jahreshälfte 2017 soll auch der Nationale Aktionsplan der Schweiz zur Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus erarbeitet werden.
Über das dänische Programm zur Deradikalisierung und Prävention von Radikalisierung, das sogenannte „Aarhus-Modell“ machte sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga vor Ort ein Bild gemacht. Die Justizministerin zeigte sich beeindruckt von der breit abgestützten Zusammenarbeit. „Das Zusammenspiel aller relevanten Akteure auf den verschiedenen Ebenen ist zentral für das Gelingen des Programms“, sagte Sommaruga. Die Schweiz könne von den Erfahrungen der Dänen profitieren.
Zuvor lie? sich Sommaruga das Programm der Stadt Aarhus zeigen. Praktikerinnen und Praktiker von Jugend-, Sozialarbeit und Polizei berichteten von ihrer täglichen Arbeit mit den meist jugendlichen Personen, deren Familien und dem weiteren Umfeld. Das „Aarhus-Modell“ zeichne sich aus durch eine enge Zusammenarbeit von Schulen, Sozialbehörden und Polizei, schreibt das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) in einer Mitteilung. Diese so genannte SSP-Initiative sei bereits vor rund 40 Jahren ins Leben gerufen worden, um ganz allgemein der Kriminalität vorzubeugen. Heute umfasse das «Aarhus-Modell» verschiedene Programme, zum Beispiel auch in Gemeinschaftszentren oder in Schulen.
Diese Programme sollen zum einen Personen von einer gewalttätigen Radikalisierung abhalten. Zum anderen sollen sie Personen, die sich bereits strafbar gemacht haben, Chancen für einen Ausstieg und eine Rückkehr zu einem Alltagsleben bieten.
Begleitet wurde Sommaruga in Dänemark von André Duvillard, dem Delegierten für den Sicherheitsverbund Schweiz (SVS), der bis in die zweite Jahreshälfte 2017 mit Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden den Nationalen Aktionsplan der Schweiz zur Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus erarbeitet. Auch in der Schweiz sei die Mitwirkung aller Stellen in allen Bereichen der Gesellschaft und auf allen Ebenen des Staates für das Gelingen entscheidend, sagte Sommaruga mit Blick auf den Aktionsplan. „Dazu gehören auch das familiäre Umfeld, Schulen und Arbeitgeber von betroffenen Personen.“
Sommaruga betonte jedoch, dass es alleine mit der Ausarbeitung des Aktionsplans nicht getan sei. „Der Plan muss umgesetzt und gelebt werden“, betonte sie. Man müsse auf die betroffenen Personen zugehen, sie begleiten und mit ihnen im Gespräch bleiben. Ziel sei es, mit den Maßnahmen möglichst früh anzusetzen, noch bevor die Strafverfolgungsbehörden eingreifen müssten.
Am Samstagnachmittag tauschte sich Sommaruga in København mit ihrem dänischen Amtskollegen Søren Pape Poulsen aus. Die beiden seien sich einig, dass Radikalisierung, gewalttätiger Extremismus und Terror auch für Dänemark und die Schweiz große Herausforderungen darstellen. – Und: Nicht nur in dänischen Gefängnissen sei Radikalisierung ein großes Thema, so Sommaruga.
von
Günter Schwarz – 09.04.2017