(Paris) – Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen hat mit einer Äußerung über die Judenverfolgung in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs ganz im Sinne der Rechtspopulisten gesprochen und damit für heftige Reaktionen gesorgt. Die Präsidentschaftskandidatin des rechtsextremen Front National (FN) behauptete im französischen Fernsehen, Frankreich sei nicht verantwortlich für die Razzia des Velodrome d’Hiver in Paris.

Bei der Massenverhaftung waren in der Nacht auf den 17. Juli 1942 mehr als 13.000 Juden festgenommen worden, darunter mehr als 4.000 Kinder. Paris war damals von deutschen Truppen besetzt.

„Das ist das wahre Gesicht“

Le Pens unabhängiger Herausforderer Emmanuel Macron kritisierte Le Pens Äußerungen heute als „schweren politischen und historischen Fehler“. Der Ex-Minister fügte im Kurznachrichtendienst Twitter hinzu: „Das ist das wahre Gesicht der französischen extremen Rechten, die ich bekämpfe.“

Der konservative Präsident der Region Provence-Alpes-Cote d’Azur, Christian Estrosi, warf der Kandidatin vor, ihrem Vater Jean-Marie Le Pen zu folgen. Dieser hatte mehrfach mit verharmlosenden Äußerungen zum Nationalsozialismus und Holocaust für Schlagzeilen gesorgt. So bezeichnete er die Gaskammern der NS-Konzentrationslager als „Detail“ der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Auch Israel verurteilte Le Pens Äußerung scharf. Sie widerspreche der historischen Wahrheit, teilte das Außenministerium mit.

Le Pen ist der Auffassung, die damals mit Nazi-Deutschland zusammenarbeitende Vichy-Regierung sei „nicht Frankreich“ gewesen. Diese Position sei bis Jacques Chirac von den französischen Präsidenten vertreten worden. Am 16. Juli 1995 hatte sich der damalige Staatspräsident Chirac für die Massenverhaftung öffentlich entschuldigt.

von

Günter Schwarz – 11.04.2017