(Flensburg) – Die Regionen rund um Flensburg und nördlich der Stadt Niebüll profitieren kräftig vom Grenzhandel. Einige Gemeinden würden ihn gerne ausweiten – doch danach sieht es derzeitig nicht aus.

Beispielsweise stammen bis zu 50 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinde Harrislee aus dem Grenzhandel. Die Gemeinde hat demnach ein vitales Interesse am Fortbestand oder sogar an einer Erweiterung des Grenzhandels. Doch die von der Landesplanung festgesetzte Obergrenze von 12.200 Quadratmetern Verkaufsfläche ist fast erreicht, eine Erweiterung also kaum noch möglich.

Wegen der hohen Besteuerung zuckerhaltiger Getränke sowie auch von Bier decken die Bewohner grenznaher dänischer Bezirke ihren Bedarf überwiegend südlich der Grenze in Schleswig-Holstein. Nach Schätzungen der Industrie- und Handelskammer werden pro Jahr in den Grenzregionen 800 Millionen Euro bei diesem Grenzhandel umgesetzt.

Im benachbarten Oberzentrum Flensburg sieht es anders aus. Die Fördestadt kommt in den seit 2004 geltenden Leitlinien für den Grenzhandel zwar vor, ist jedoch keine klassische Grenzhandelsgemeinde, weil sie nicht direkt an der Grenze liegt. Es gibt einige kleinere Grenzhändler in der Stadt, und auch die großen Akteure Citti-Markt und Förde-Park betreiben Grenzhandel. 

Wenn jedoch die etablierten Anbieter wie Fleggard, Poetzsch oder Otto Duborg auf die Idee kämen, sich nach Flensburg zu erweitern, gäbe es ein Problem. „Unser Einzelhandelskonzept würde dann greifen und den Rahmen setzen“, sagt Clemens Teschendorf, Pressesprecher der Stadt. Denn der Grenzhandel habe in jüngster Zeit sein Sortiment über die klassischen Produkte wie Bier, Wein, Spirituosen, Tabakwaren und Kosmetikartikel hinaus um Waren des täglichen Bedarfs und Lebensmittel erweitert.

Dieses sei der Senkung einiger Steuern auf Limonaden und Bier im Königreich geschuldet, die zu einer Schrumpfung des Preisgefälles zwischen Dänemark und Deutschland geführt hätten. In der Folge hätten die Grenzhändler ihr Warensortiment peu à peu um Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs ergänzt, um dem dänischen Kunden weitere Anreize für einen Einkauf südlich der Grenze zu geben, sagte der Stadtsprecher.

Und hier spätestens greift das Flensburger Einzelhandelskonzept. Es regelt ziemlich detailliert die Verteilung des Einzelhandels in der Stadt. Kern ist das Kräfte-Dreieck aus Förde-Park, Citti-Park und Innenstadt. Dazu kommen mehrere Stadtteilzentren. Wenn jetzt ein großer Grenzhandelsmarkt irgendwo im Stadtgebiet eröffnet würde, könnte das Gefüge des geordneten Einzelhandels beeinträchtigt werden, so die Befürchtung. Denn das Einzelhandelskonzept sieht keine Standorte für Grenzhandel vor.

Allerdings gibt es derzeit offenbar keinen großen Bedarf einer Flächenerweiterung. Mike Simonsen, Chef bei Fleggaard in Deutschland, sieht eine sehr starke Konkurrenz auf dem umkämpften Markt und gleichzeitig einen stabilen Umsatz. „Wenn wir eine Steigerung von zehn oder 20 Prozent hätten, könnte man über Erweiterungen nachdenken“, so Simonsen weiter. 

Die Entwicklung, die er für sein Unternehmen sieht, wird aus seiner Sicht auch vom jährlichen „Rapport“ der dänischen Steuerbehörde „Skat“ bestätigt. Die habe für den gesamten Grenzhandel eine „neutrale“ Entwicklung konstatiert – also weder deutliche Einbrüche noch massive Steigerungen.

von

Günter Schwarz – 12.04.2017