Griechisch-orthodoxer Bischof will Erdoğan taufen: Putin sollte als Pate fungieren
(Piräus) – In einem wenig diplomatisch formulierten Schreiben legt der griechisch-orthodoxe Metropolit von Piräus dem türkischen Präsidenten Erdoğan einen Bruch mit dem Islam und den Übertritt in seine Kirche nahe. Russlands Präsident soll dabei als Taufpate auftreten.
Der griechisch-orthodoxe Metropolit Seraphim von Piräus hat kurz vor dem in diesem Jahr gleichzeitig stattfindenden Osterfest der christlichen West- und Ostkirchen für einen Eklat gesorgt.
Wie das Internetportal Neoskosmos berichtet, hat der Geistliche den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan dazu aufgefordert, dem Islam abzuschwören und zur christlichen Orthodoxie zu konvertieren. Als Taufpate sollte dabei der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, fungieren.
In einem 37 Seiten langen, in griechischer Sprache abgefassten Schreiben, das auf der Seite der Heiligen Metropolitur von Piräus dokumentiert ist, bietet der Bischof sogar die Dienste des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel an, um den anempfohlenen Glaubensschritt zu begleiten.
Die Argumente, die der Metropolit anführt, um seine Empfehlung zu untermauern, erscheinen wenig diplomatisch, aber potenziell schwerwiegend: „Wenn Sie sich und Ihre Familie retten wollen, sollten Sie zur Griechisch-Orthodoxen Kirche konvertieren, dem einzig wahren Glauben“, so Seraphim. „Wir schlagen Ihnen vor und empfehlen Ihnen an, noch vor dem Ende Ihres irdischen Daseins in die Arme der Griechisch-Orthodoxen Kirche zu kommen. Andernfalls werden Sie, Ihre Familie und Ihre Leute sich an demselben Platz wiederfinden, wo sich Allah, Mohammed und dessen Gefolgschaft befinden, also am Ort des Leides, der ewigen und unendlichen Hölle.“
Seraphim fordert Erdoğan auf, dieser möge „bereuen, weinen, demütig sein und an Jesus Christus glauben“, dann würde „Gottes Heilige Dreieinigkeit Ihnen die Arme öffnen“. Folge Erdoğan seinem Rat, so der Metropolit, würden die orthodoxen Gläubigen auf der Erde und im Himmel frohlocken und auch die Engel im Himmel, weil Erdoğan „der wahren Kirche beigetreten“ sei.
Schmähungen des Islam „in brüderlicher Liebe“
In seinem ausführlichen Schreiben geht der Bischof auf eine Reihe historischer und auch tagesaktueller Themen ein. Seine Ausführungen beziehen sich auf die 400 Jahre der osmanischen Herrschaft über Griechenland, den Vertrag von Lausanne, den EU-Beitrittsprozess, den Putschversuch in der Türkei vom Juli 2015 oder den IS.
Ungeachtet dessen, dass der Metropolit den türkischen Präsidenten seiner Wertschätzung, seines Respekts und seiner „aufrichtigen, brüderlichen Liebe“ versichert, schmäht er in seinem Schreiben den Koran, den Propheten Mohammed und zentrale Glaubensinhalte des Islam, den er der „Häresie“ und des Sektierertums zeiht.
Re-Islamisierung der Hagia Sophia verschärft Spannungen
Über allfällige Reaktionen Erdoğans auf das Schreiben liegen bis dato keine Erkenntnisse vor. Neben historischen Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei haben auch Meinungsverschiedenheiten in der Religionspolitik zuletzt für böses Blut zwischen beiden Staaten gesorgt.
So strebt die türkische Regierung bereits seit mehreren Jahren danach, die seit 1934 als Museum genutzte Hagia Sophia, die berühmte byzantinische Sophienkirche, wieder in eine Moschee umzuwandeln. Nach der Eroberung Konstantinopels hatte der osmanische Sultan Mehmed II. erstmals die Islamisierung des Gebäudes angeordnet.
Ende 2013 hatten Politiker der nationalistischen MHP eine Rückumwandlung zur Moschee beantragt, nachdem Dokumente den Schluss nahegelegt hatten, dass der Ministerratsbeschluss vom 7. November 1934, der die Hagia Sophia zum Museum gemacht hatte, ungültig oder gefälscht sei. Die Anordnung sei vom Staatsgründer Mustafa Kemal Pascha mit „Atatürk“ unterzeichnet worden. Diesen Ehrentitel habe ihm das Parlament jedoch erst am 24. November 1934 verliehen.
Seit dieser Zeit wurden bereits mehrfach islamische religiöse Zeremonien in der Hagia Sophia durchgeführt. Christliche Gemeinden in aller Welt hatten gegen das Vorhaben protestiert, den Monumentalbau wieder zur Moschee zu machen.
von
Günter Schwarz – 16.04.2017