(Husum) – Nach umfassenden Erweiterungsarbeiten steht die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing nun am 28. April kurz vor der Eröffnung. In Husum sollte jedoch nicht nur aus diesem Anlass wesentlich umfangreicher auf die Gedenkstättenarbeit hingewiesen werden, fordert der Vorsitzende des SSW im Landtag, Lars Harms, bei einem Ortstermin mit Vertretern des „Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing e.V.“ in der neu konzipierten Gedenkstätte am Dienstag vergangener Woche. „Viel zu lange seien die Gräueltaten, die sich in dem ehemaligen KZ unmittelbar vor den Stadttoren Husums abgespielt hatten, in der Öffentlichkeit totgeschwiegen worden“, sagte Harms.

Das KZ-Außenlager Husum-Schwesing, im Schwesinger Ortsteil Engelsburg, etwa fünf Kilometer nordöstlich von Husum zwischen der Hauptstraße Husum-Flensburg (heute B200) und der jetzt nicht mehr bestehenden Bahnstrecke nach Flensburg gelegen, wurde am 26. September 1944 als Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme im Zusammenhang mit dem Bau des so genannten Friesenwalls mit KZ-Häftlingen belegt. 2.500 Menschen aus 14 Ländern waren hier im Herbst 1944 gefangen; 297 Inhaftierte starben infolge von Zwangsarbeit, Unterernährung und Misshandlung. Am 29. Dezember 1944 wurde das Lager aufgelöst.

Der Großteil der zur Zwangsarbeit eingesetzten Häftlinge kam aus den Niederlanden. Unter ihnen auch viele aus dem Dorf Putten in der Provinz Gelderland, dessen männliche Einwohner fast alle aus Rache für einen Anschlag des niederländischen Widerstandes auf einen Geländewagen der deutschen Wehrmacht in Konzentrationslager verschleppt worden waren. Weitere Gefangenengruppen kamen aus Frankreich, Dänemark, Polen, der Sowjetunion und Deutschland, einzelne Häftlinge kamen auch aus Belgien, Italien, der Tschechoslowakei, Jugoslawien, Spanien, Griechenland und England. Es waren aktive Widerstandskämpfer unter ihnen, Geistliche, Offiziere der Roten Armee, Männer, die wegen geringster Vergehen verschleppt worden oder Denunzianten zum Opfer gefallen waren.

Die Vorgänge im KZ Husum-Schwesing vollzogen sich praktisch öffentlich. Über längere Zeit wurden die Häftlinge täglich morgens und abends durch Husum getrieben. Die Reaktionen in der Bevölkerung waren geteilt: Es gab sowohl Spott, Hohn und Verachtung, als auch auch Mitleid. Manche versuchten zu helfen und steckten den Häftlingen Nahrung zu, einzelne protestierten gegen die Arbeitsbedingungen – die meisten jedoch sahen weg.

Der SSW-Landtagsabgeordnete wies ausdrücklich darauf hin, dass es dabei gar nicht um Sühne ginge sondern darum, eine lebendige Erinnerungskultur zu schaffen. Erst Anfang der 80er Jahre war es einem Arbeitskreis interessierter Bürger gelungen, belastbare geschichtliche Erkenntnisse über das Lager zu ermitteln und damit das Schweigen zu brechen. 1987 wurde vor Ort eine Gedenkstätte errichtet, die von der Stiftung Nordfriesland betrieben wird.

Nach bisherigen Erkenntnissen starben im Lager Husum-Schwesing 297 Menschen. Die genaue Anzahl ist allerdings schwer zu beziffern,weil viele Häftlinge bereits auf dem Rücktransport nach Neuengamme oder kurze Zeit später an den Folgen des Lageraufenthalts starben und hinzugezählt werden müssten.

Seit 2014 treibt der Verein „Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing“ die Erforschung und Vermittlung der Geschichte des ehemaligen KZs voran. Mit einer Landesförderung aus dem Investitionsprogramm Kulturelles Erbe ist nun eine erhebliche Erweiterung der Gedenkstätte erfolgt, mit neuem Besucherzentrum und komplett überarbeitetem Informationskonzept inklusive Internet- und Geräteunterstütztem Audio-Guide.

Harms zeigte sich sichtlich beeindruckt von den Fortschritten auf dem ehemaligen Lagergelände. Die Erinnerungskultur der Stadt Husum bezeichnete Harms hingegen als „weiterhin ausbaufähig“. Aus Sicht des SSW-Politikers müsse bereits vom Husumer Marktplatz aus durch wegweisende Beschilderung auf die Gedenkstätte hingewiesen werden. Mit Stolpersteinen und Infoschildern, etwa in der Adolf-Herzog-Straße, sollte den Opfer der NS-Zeit gedacht werden.

Kurzum: „Die Stadt muss sich mehr in die Gedenkstättenarbeit einbringen. Denn so wie Theodor Storm zu Husum gehört, gehört auch das KZ zu Husum“, so Lars Harms.

Die überarbeitete Gedenkstätte wird in der kommenden Woche am 28. April eröffnet. Der „Freundeskreis KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing“  freut sich Sie und Ihre Begleitung zur Neueröffnung der KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing am Freitag, den 28. April 2017 um 13:00 einladen zu können.

An diesem Tag wird es leider keine Parkmöglichkeiten vor Ort geben – ab 12:30 Uhr verkehren Shuttle-Busse von der Messe Husum und zurück.

von

Günter Schwarz – 17.04.2017