Die Wahl in der Türkei ist gelaufen und entschieden. Erdoğan hat sein Ziel erreicht und die erforderliche Mehrheit erhalten, die er benötigt, um das Land aus seiner bewährten Demokratie zu führen und zu einem totalitären Staat nach „Erdoğans Gnaden“ umzugestalten. Die Ämter des Staatspräsidenten und des Regierungschefs werden vereint und Erdoğan nennt sich zukünftig „Reis“, was im Deutschen so viel wie „Führer“ heißt – und das kennen wir aus leidvoller Erfahrung!

Die Wahlmanipulation etwa durch Millionen Wahlzettel ohne offiziellen Stempel ist ein offensichtlicher Beweis, und die Behinderungen des Lagers der Verfassungsänderungsgegner im Vorwege der Wahl können auch nicht wegdiskutiert werden. Insofern protestieren die Oppositionellen zu Recht gegen die Rechtmäßigkeit des Wahlergebnisses – doch nützen wird es ihnen leider Gottes oder leider Allahs nichts! Und selbst, wenn es der Opposition gelingen sollte, gerichtlich gegen das Wahlergebnis eine Klage zu erwirken, so wird sich in der Türkei kaum ein Richter finden, der das von Erdoğan initiierte und gewünschte Ergebnis in Frage stellen wird, denn welcher Richter wagt es schon, unmittelbar nach einer Entscheidung der Wahlmanipulation des Amtes enthoben zu werden und sich eventuell kurz danach im Gefängnis wiederzufinden?

Wer die Macht hat, kann das Wahlergebnis praktisch nach Belieben manipulieren. Und das hat Erdoğan nach Kräften mit „seiner“ AKP auch getan! So ist es zu erklären, dass etwa die Hälfte der Türken sich für Erdoğans Diktatur entschieden hat, und sie hat die Diktatur auch deshalb gewählt, weil der „Große Führer“ einen verbalen Krieg gegen den Westen geradezu entfesselt und Gegner seiner Verfassungsänderungspläne in Reden öffentlich als „Landesverräter“ und gar „Terroristen“ bezeichnet hat.

Andererseits heißt das aber auch, dass eine andere, mutige und selbstbewusste Hälfte der türkischen Wähler trotz aller Be- und Verhinderungen mit NEIN gestimmt haben, und das könnte sich für den „Reis Erdogan“ noch als Problem erweisen, denn die Mutigen, die sich gegen die „Ja-Sager“ gestellt haben, dürften jetzt nicht plötzlich verstummen – trotz des „Wahlsieges“ der Erdoğan-Vasallen.

In Deutschland stimmten (nach vorläufigen Angaben) 63% jener knappen Hälfte der etwa 1,4 Millionen wahlberechtigten Türken, die überhaupt zur Wahl gegangen sind, für das JA zur Diktatur. In Österreich und Belgien liegt das JA sogar bei über 70%, und so ist es auch vermutlich in den Niederlanden. In Dänemark sind es etwa 60%. Nur in der Schweiz soll das NEIN allerdings deutlich überwiegen.

Damit haben sich die „Erdotürken“ von uns und unserer Gesellschaft verabschiedet und die Scheidung von unserem demokratischen System eingereicht. Sie haben mit ihrer Stimmabgabe pro Verfassungsänderung zur Diktatur in der Türkei kund getan, dass sie die Freiheit, in der sie hier in Westeuropa leben, in keiner Weise zu schätzen wissen und nur Hass und Verachtung gegen uns und unser politisches System hegen.

Es drängt sich somit zwangsläufig der Gedanke auf, diesen „Erdoganisten“ dringend eine möglichst umgehende Heimkehr in „ihre Heimat“ zu empfehlen, um ihrem Idol Erdoğan zu helfen, seine Träume vom „Großtürkischen Reich“ oder der Gründung eines neuen „Osmanischen Reiches“ behilflich zu sein. Hier in den westeuropäischen Ländern wie in Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden usw. sind diese „Herrschaften“ jedenfalls völlig fehl am Platze und können sich hier nur zu einer Gefahr für unsere Gesellschaften entwickeln, mit der niemanden gedient ist.

von

Günter Schwarz – 17.04.2017