Armut der Dänen hat sich seit 2002 verdoppelt
(København) – Dafür dass 2015 mehr als 44.000 Dänen unter der Armutsgrenze leben, machen Experten Sozialhilfe- und Integrationskürzungen früherer Regierungen verantwortlich. Die Politik setzt auf die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.
44.141 Menschen – so viele Dänen lebten laut neusten Zahlen der gewerkschaftlichen Denkfabrik Arbejderbevægelsens Erhvervsråd (AE) 2015 unter der Armutsgrenze. Gegenüber 2002 ist das ein Anstieg um das Doppelte. Damals lag die Zahl noch bei 18.650 Personen, berichtet die Zeitung „Information“.
Laut AE ist der massive Anstieg der Politik der früheren Regierung aus Venstre und Konservativen zuzuschreiben, die ab der Jahrtausendwende die Leistungen für Sozialhilfeempfänger und Ausländer ständig gekürzt hatten. Die Untersuchung von AE zeigt allerdings nur die Entwicklung bis 2015. Somit sind die neue Absenkung der Sozialhilfeobergrenze, die 225-Stunde-Regel und jüngste Integrationskürzungen in die Berechnungen noch nicht mit in aktuelle Zahlen eingeflossen, so dass ein derzeitiger Armutsbericht nicht möglich ist. Allerdings sei davon auszugehen, dass er weiter gestiegen ist, da Sozialleistungen auch in den zurückliegenden eineinhalb Jahren auch von der derzeitigen Regierung weiterhin der Kürzung unterlagen.
Die Sozialdemokraten fordern angesichts der hohen Armutsrate eine bessere Fokussierung auf die Schaffung von neuen Arbeits- und Ausbildungsplätzen. „Man darf die Bürger nicht in ihren Möglichkeiten einschränken, sondern muss ihnen neue Möglichkeiten bieten“, so der beschäftigungspolitische Sprecher der Partei, Leif Lahn Jensen, zu Information.
Ähnliche Töne stimmt auch die Regierungspartei Venstre an. Die politische Sprecherin, Louise Schack Elholm, will die sozialen Unterschiede vor allem durch eine bessere Unterstützung der schwächsten Schüler beheben, so dass diese letztendlich bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz bekommen.
von
Günter Schwarz – 18.04.2017