Schon am zehnten April hat Großbritannien mit dem Schienengüterverkehr nach China begonnen. Gut 30 Containerzüge werden auf dem Landweg über Russland nach China transportiert. Der eurasische Wirtschaftsexperte Steve Macvicar sieht darin einen Schritt als weiteres Zeichen für Londons Bruch mit der Europäischen Union bewertet.

Die „Neue Seidenstraße“ soll günstiger sein als der Luft- und schneller als der Seeverkehr. Die Sendung von fertigen britischen Güterprodukten geht über Frankreich, nach Belgien, Deutschland, Polen, Weißrussland, Russland und schließlich über den Turkstaat Kasachstan nach China. Am 27. April soll der Zug die Grenzen der Volksrepublik erreichen.

Steve Macvivar vom Eurasian Business Briefing erklärte über das Potenzial der Schienenstrecke nach China aus britischer Perspektive: „Angesichts des Ausstiegs Großbritanniens aus der Europäischen Union sucht London nach neue Exportmärkte. Der Wiederaufbau der neuen Seidenstraße mit ihren intermodalen Routen nach China und darüber hinaus kommt London zu einem sehr günstigen Zeitpunkt gelegen. Auf diese Weise versucht es den Druck, auszutarieren, fen es aus Brüssel verspürt.“

Die erste Schienenfracht aus China erreichte Großbritannien bereits im Januar dieses Jahres. Abgeladen wurden die Güter in Essex. Damit wurde das Vereinigte Königreich zum 15. Staat, der sich Pekings Bahnverbindung unter dem Namen „Neue Seidenstraße“ anschloss.

Der ehrgeizige Plan wurde ursprünglich im September 2013 vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping als Teil des „One Belt, One Road“-Programms publik gemacht. Ma Hui, Beamter der chinesischen Botschaft in Großbritannien, kommentierte gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua, dass der direkte Güterzugdienst vor dem Hintergrund des sich verlangsamenden Welthandels „sehr bedeutungsvoll und wichtig“ ist.

„Der Güterverkehr gibt neue Impulse in die gemeinsamen Anstrengungen von China und Großbritannien beim Bau der ,One Belt, One Road‘-Initiative“, sagte er. „Der Zug transportiert nicht nur Waren, sondern bringt auch das bilaterale Vertrauen in einen Win-Win-Erfolg.“

Rupert Soames, der Chefberater für Infrastruktur und Transport der britischen Premierministerin May, äußerte, dass die „Neue Seidenstraße“ von „historischem“ Wert ist. Dieser Bahndienst werde dazu beitragen, dass in Großbritannien neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Der Direktor der Management-Abteilung von Kerry Logictics, Kevin Lam, dessen Unternehmen auf die Strecke zurückgreift, sagte der Nachrichtenagentur Xinhua, dass die Nachfrage für einen Schienenverkehr zwischen Großbritannien und China steigen wird.

„Die Kosten für den aktuellen Schienengüterverkehr sind fast so günstig wie die beim Seetransport“, sagte Lam, dessen Firma 10 der 32 nach China entsendeten Container bedient. „Der Schienengüterverkehr ist zweimal schneller als über den Seeweg“, fügte der Manager hinzu. Seiner Meinung nach könnte der direkte Schienenverkehr zwischen Großbritannien und China schon bald auf eine Frachtentsendung in der Woche ansteigen.

von

Günter Schwarz – 18.04.2017