
Dybbøl – unserer gemeinsamen Geschichte gedenken
(Dybbøl ) – Hunderte von Bürgern von diesseits und jenseits der Grenze – vom Kleinkind bis zum Rentner – hatten sich gestern, am Dienstag, vor den Gemeinschaftsgräbern auf der Dybbøl Banke / Düppeler Höh versammelt, um der Gefallenen der Schlacht vom 18. April 1864 zu gedenken.
Die Rede zu diesem Anlass hielt Generalmajor Finn Winkler, Kommandeur der Hjemmeværnet / Heimwehr. Er brachte zum Ausdruck dass er sich freue, auch nach 153 Jahren immer noch so viele Menschen bei dieser Gedenkfeier begrüßen zu können. Großes Lob zollte er dem „Freundeskreis Ahlener Soldaten“, der vor 17 Jahren dazu beigetragen habe, die Idee eines gemeinsamen Gedenkens umzusetzen. Der damalige Vorsitzende Rolf Kersting habe einen vorausschauenden und richtigen Gedanken gehabt. Es sei und bleibe nämlich eine Gedenkfeier, „die uns an unsere Ähnlichkeiten und nicht an unsere Unterschiede erinnert“. Die Streitigkeiten der Vorväter hätten „uns eine gemeinsame Geschichte gegeben, ein gemeinsames Schicksal. Das hat uns zu Brüdern gemacht, so dass wir heute nicht mehr Feinde sein können. Denn wir sind Freunde, ja fast eine Familie“, sagte Finn Winkler.
Auch die Hjemmeværnet / Heimwehr habe ihre Wurzeln aus einer Zeit des Unfriedens, dem Widerstand gegen die nazideutsche Besetzung. Die Hjemmeværnet / Heimwehr schätze ihre Geschichte, nicht um alte Feindbilder aufrechtzuerhalten, sondern um sich an die Bereitschaft zum Opfer zu erinnern, Gefühle, die auch die Soldaten beider Seiten 1864 gehabt hätten. Gedenken heute heiße, sich an den Mut zu erinnern, sich zu freuen, dass Unfriede und Krieg sich in Frieden und Freundschaft verwandelt hätten: „Es ist eine Gemeinschaft über die Grenzen hinweg geworden“, sagte der Generalmajor.
Diese Opferbereitschaft gebe es heute wie damals. Diese hätten auch die Freiwilligen gehabt, Dänen, Norweger, Schweden, ja auch Finnen. Im Oktober 1936 war ein Mahnmal für diese nordischen Freiwilligen errichtet worden. Auch dort wurde gestern ein Kranz niedergelegt von Oberstleutnant Claus Klaris von der Hjemmeværnet / Heimwehr Syd- og Sønderjylland, der erst kürzlich von einem Auslandseinsatz zurückgekehrt ist.
Finn Winkler erinnerte zudem an die Freiwilligen auf deutscher Seite. Ihre Motivation sei der nordischen ähnlich: Kampf für Freiheit, Selbstbestimmung, nationale Sammlung. Die Bereitschaft zum Opfer, zur Brüderlichkeit „sind keine besonderen nationalen Merkmale, sondern Gefühle und Gedanken, wie sie auf beiden Seiten der Grenze gedeihten und immer noch gedeihen“.

Finn Winkler dankte den Fahnen-Kommandos, den Kameraden verschiedener Vereine und der Bundeswehr, den deutschen Traditionsvereinen, dem „Freundeskreis Ahlener Soldaten“, der Gemeinde Flensburg wie dem Kreis Schleswig-Flensburg, der Kommune Sønderborg, der deutschen und dänischen Kriegsgräberfürsorge (Forsvarsministeriets Krigergravstilsyn).
Der BDN-Vorsitzende Hinrich Jürgensen war beeindruckt von der Rede. „Er hat das hervorgehoben, was wir seit Jahren sagen, von der Feindschaft zur Freundschaft, dass es Freiwillige auf beiden Seiten gab. Ich fand es gut, dass er von der gemeinsamen Geschichte gesprochen hat, dass wir ein Vorbild für die Brandherde der Welt sein können“, meinte Hinrich Jürgensen, dem es ebenso gefallen hat, dass Finn Winkler die Initiative einer deutsch-dänischen Feier gelobt hat.
Im Anschluss an die Rede wurden Kränze und Blumengebinde niedergelegt von der Hjemmeværnet / Heimwehr, vom Landeskommando Schleswig-Holstein, Flensburg, Sønderborg, vom Heer, der deutschen und dänischen Kriegsgräberfürsorge, dem Ahlener Freundeskreis, den Kyffhäusern Flensburg, der Kameradschaft Nordschleswig sowie „Forsvarsbrødre“ und „Fond Dybbøl“.

Im Anschluss der Gedenkfeier 2011 marchierten dänische und deutsche Soldaten gemeinsam von Dybbøl nach Sønderborg zum Schloss.
Günter Schwarz – 19.04.2017