(Quickborn) – Ein Mitarbeiter der Direktbank Comdirect soll die verdächtige Finanzaktion des vermutlichen BVB-Bus-Attentäters Sergej W. an die ermittelnde Staatsanwaltschaft gemeldet haben. Das könnte der entscheidende Hinweis gewesen sein, auf die Spur des Attentäters zu kommen.

Zunächst wurde viel über die Hintergründe des Attentats auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund gerätselt. Man wusste nicht, ob es Islamisten, Linksextreme, militante Fußballfans, Rechte oder „ganz normale“ Kriminelle waren? Aber, wie es sich jetzt ergeben hat, ging wohl um etwas ganz anderes als um religiöser Wahn, Politik, Fußballfanatiker und um „normale“ Kriminelle. Es ging schlicht und einfach Geld und Gier! Und der entscheidende Hinweis, der letztendlich zur Festnahme des mutmaßlichen Täters Sergej W. führte, kam offenbar von einem Mitarbeiter der Comdirect-Bank in Quickborn (Kreis Pinneberg).

Spezial-Einsatzkräfte nahmen im Raum Tübingen Sergej W. fest – einen 28-jährigen jungen Mann mit deutschem und russischem Pass. Er soll hinter dem Attentat vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag vergangener Woche stecken, bei dem BVB-Spieler Marc Bartra und ein Polizist verletzt wurden.

Und das, was die Ermittler bislang zusammengetragen haben, ist Stoff, aus dem sonst nur Filme gemacht sind. Sergej W. nahm demnach Anfang April einen Kredit in Höhe von mehreren Zehntausend Euro auf, um mit dem Geld ein paar Tage später 15.000 „Put-Optionen“ auf die BVB-Aktie zu kaufen. Käufer solcher Optionen spekulieren auf fallende Kurse.

Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung hatte Sergej W. online aus einem Hotelzimmer in Dortmund die „Put-Optionen“ über die Direktbank Comdirect geordert. Diese sitzt mit ihren 1.200 Mitarbeitern in Quickborn. Weiterhin heißt es in Medienberichten, dass Mitarbeiter der Comdirect-Bank bei der Polizei eine Verdachtsanzeige wegen Geldwäsche übermittelt hätten, der Kauf sei ihnen verdächtig erschienen.

Das Quickborner Geldinstitut wollte die entsprechenden Berichte weder bestätigen noch dementieren. Auf Nachfrage hieß es: „Aus rechtlichen Gründen können wir dazu keine Auskunft geben.“ Auch die Bundesanwaltschaft wollte sich nicht zu Details äußern.

Das System aber ist klar: Sergej W. sicherte sich die Möglichkeit, bis Mitte Juni 15.000 BVB-Aktien zu einem festgelegten Preis zu verkaufen. Der Gewinn hängt dabei vom Kursverlust ab. Und beim Kurssturz wollte der junge Mann den Ermittlern zufolge nachhelfen. Der düstere Gedanke dabei: Wenn Spieler schwer verletzt oder sogar getötet worden wären, hätte das die Aktie des Fußballvereins wohl in den Keller fallen lassen.

von

Günter Schwarz – 22.04.2017