CSU legt Profil in russischem Sozialen Netzwerk VKontakte an
Auf der Facebookseite der CSU wurde am 19. April bekanntgegeben, dass die Christlich-Soziale Union nun auch auf VKontakte ein Profil betreibe. Unterstrichen wurde dabei, dass Bayern und Russland schon immer starke Partner wären.
Was soll das?
VKontakte ist gewissermaßen das russische Pendant zu Facebook. Die Inhalte sind dabei weitaus „liberaler“, als die teilweise strengen Richtlinien auf Facebook. Nacktheit, respektive Porno, ist auf VKontakte grundsätzlich nicht verboten. Gleichfalls finden sich auf VK sehr viel leichter Profile mit rechtlich zweifelhaften Inhalten. So ungewöhnlich es klingen mag: trotz dieser Inhalte ist der allgemeine Umgangston auf VK weitaus verträglicher, als wir es von Facebook kennen. Wüste Pöbeleien, Drohungen, Beleidigungen oder Belästigungen gibt es zwar auch auf VK – jedoch weitaus nicht so verbissen, wie in den Kommentarspalten deutscher Facebookseiten. Die Russen scheinen also einen gemäßigteren Umgangston in „ihrem“ sozialen Medium zu pflegen.
Einige junge Russen sind aus diesem Grund gar nicht so glücklich mit der Inlandnahme des russischen Netzwerkes durch eine deutsche Partei. Man befürchtet, dass VK dadurch mehr deutsche User anziehen würde. Zwar kann VK weltweit genutzt werden und die Oberfläche von VK stellt einige unterschiedliche Sprachen zur Auswahl – generell sind die meisten Nutzer derzeit aus russischsprachigen Ländern.
»Nun verseuchen die deutschen Perversen unser VK!« zetert eine russische Userin. Sie erklärt, dass sie auf Facebook sexuelle Belästigungen von deutschen Männern gewohnt sei, sich auf VK jedoch davon erholen könnte. Dort kämen auch hin und wieder unliebsame Kommentare – jedoch überwiegend von Ausländern wie Deutschen, Niederländern oder Türken, betont sie. »Deutsche benehmen sich im Internet komplett widerlich und distanzlos! Auf VK waren wir Russen unter uns! Warum kommt nun eine deutsche Partei dorthin? Was wollen die da?!«, erbost sich die 20jährige.
Welche Wähler die CSU mit dieser Präsentation in einem russischen Netzwerk ansprechen möchte, fragen wir uns auch. Sicher werden auf VK viele der in Deutschland lebenden Russen vertreten sein – diese finden sich aber auch inzwischen weitestgehend auf Facebook. Die Ausbeute an in Deutschland wahlberechtigter Russen wird auf VK also denkbar gering sein.
Michael Schwarz – 23. April 2017