(Paris) – Der erste Durchgang der französischen Präsidentschaftswahl ist geschlagen, und mit dem parteilosen Emmanuel Macron und Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National haben sich die beiden Favoriten für die am 7. Mai anstehende Stichwahl klar durchgesetzt. Die Richtungsentscheidung für Frankreich und Europa geht somit in die Verlängerung: Macron gilt als großer Verfechter der EU, Le Pen will bei einem Wahlsieg die Franzosen über einen EU-Ausstieg abstimmen lassen. Beide Kandidaten zeigen sich siegesgewiss – Macron ist laut Umfragen klar im Vorteil und kann nun auch auf die Unterstützung der am Sonntag gescheiterten Kandidaten setzen.

Emmanuel Macron gegen Marine Le Pen lautet – wie von den Umfragen prognostiziert – das Duell im Rennen um den Elysee-Palast. Der als unabhängiger Kandidat angetretene Emmanuel Macron ging am Sonntag in Frankreich als Sieger aus dem ersten Wahldurchgang hervor und gilt nun auch für die am 7. Mai anstehende Stichwahl als Favorit. Aber auch Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National (FN) zeigt sich weiter siegesgewiss.

Macron kommt laut einer Hochrechnung des Ipsos-Sopra-Steria-Instituts (Stand kurz vor Mitternacht) auf 23,9 Prozent der Stimmen, Le Pen erreichte mit 21,7 Prozent ein deutlich besseres Ergebnis als vor fünf Jahren, als sie mit 17,9 Prozent noch am Einzug in die Stichwahl gescheitert war. Dahinter folgen der Konservative Francois Fillon mit 20 Prozent und der Linksaußenpolitiker Jean-Luc Melenchon (19,2 Prozent) auf den Plätzen drei und vier.

Keine Chance auf einen Einzug in die Stichwahl hatte auch der Kandidat der regierenden Sozialisten des scheidenden Staatschefs Francois Hollande. Benoit Hamon kam auf lediglich 6,3 Prozent und erreichte damit das mit Abstand schlechteste Ergebnis für einen Sozialisten bei einer Präsidentschaftswahl in der Fünften Republik. Hollande gratulierte Macron in einem Telefonat zum Einzug in die Stichwahl. Der bei den Wählern unbeliebte Sozialist hatte auf eine Kandidatur für eine zweite Amtszeit verzichtet.


Macron erreichte im ersten Durchgang der Elysee-Wahl die meisten Stimmen
Macron: „Franzosen wollen Erneuerung“

Wahlsieger Macron ließ sich indes von seinen jubelnden Anhängerschaft feiern und sagte: „In einem Jahr haben wir das Antlitz der französischen Politik verändert.“ Er wolle mit einem System brechen, „das unfähig ist, auf Problem zu reagieren“. Eines seiner Ziele sei zudem der Neustart des „europäischen Projekts“.

Er wolle ein „Präsident der Patrioten gegen die Gefahr der Nationalisten“ sein, sagte Macron bei seiner Siegesrede zudem. Die Stärke seiner Unterstützer werde der Schlüssel dazu sein, wie er regieren werde, kündigte er an. Macron rief seine Anhänger in diesem Zusammenhang dazu auf, ihm die nötige parlamentarische Mehrheit zu verschaffen. Die von Macron gegründete Bewegung „En Marche!“ (Auf dem Weg) ist in der französischen Nationalversammlung bisher nicht vertreten.

Le Pen: „Volk von arroganten Eliten befreien“

Le Pen sprach nach ihrem Einzug in die Stichwahl von einem „historischen Ergebnis“. „Es ist Zeit, das französische Volk von den arroganten Eliten zu befreien, die ihm sein Verhalten vorschreiben wollen“, sagte Le Pen vor ihren Anhängern. „Die Franzosen müssen diese historische Gelegenheit ergreifen“, sagte die weiterhin siegessichere FN-Chefin weiter.


Le Pen feiert vor ihren Anhängern den Einzug in die Stichwahl
Le Pen zufolge gehe es bei der Stichwahl nun um die Entscheidung zwischen der „totalen Deregulierung ohne Grenzen und ohne Schutz“ und „Grenzen, die unsere Jobs schützen, unsere Kaufkraft, unsere Sicherheit, unsere nationale Identität“.

Breite Unterstützung für Macron

Bereits nach der Veröffentlichung erster Hochrechnungen riefen zahlreiche Politiker zur Wahl Macrons auf, darunter auch die geschlagenen Präsidentschaftskandidaten Fillon und Hamon. Fillon begründete seine Unterstützung für Macron damit, dass Le Pen das Land ins Unglück führen würde. Hamon bezeichnete die „Auslöschung der Linken durch die extreme Rechte“ als eine schwere Niederlage und rief ebenfalls dazu auf, den FN mit Stimmen für Macron so deutlich wie möglich zu schlagen.

von

Günter Schwarz – 24.04.2017