Der umtriebige Präsident Trump provoziert die eigentlich mit den USA verbündete Türkei. Das Massaker an den Armeniern sei „eine der schlimmsten Massen-Gräueltaten des 20. Jahrhunderts“ gewesen. Die Antwort der Türkei lässt nicht lange auf sich warten.

Mit Äußerungen zum Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg hat US-Präsident Donald Trump den Verbündeten Türkei verärgert. Bei dem 1915 beginnenden Massaker, das am 24. April 1915 begann, handele es sich um „eine der schlimmsten Massen-Gräueltaten des 20. Jahrhunderts“, erklärte Trump anlässlich des jährlichen Gedenktages zu den Massentötungen. „Wir müssen an Gräueltaten erinnern, um zu verhindern, dass sie wieder geschehen.“  Trump benutzte bei seiner Erklärung den armenischen Begriff „Meds Yeghern“, was „Große Katastrophe“ bedeutet, vermied aber die Bezeichnung „Völkermord“, den die Türkei vehement ablehnt.

Das türkische Außenministerium kritisierte Trumps Äußerungen als „Fehlinformation“ und „falsche Definition“. Die Türkei erwarte von der US-Regierung, sich keine „einseitige historische Sichtweise von Kreisen zu eigen zu machen, die für ihren Hang zu Gewalt und Hassreden bekannt sind“, hieß es in einer Erklärung. Sie müsse „das Leiden aller Seiten in Betracht ziehen“. Vor der türkischen Botschaft in Washington protestierten Anhänger beider Seiten, die von der Polizei auseinander gehalten wurden.

Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, sagte, Trumps Äußerungen unterschieden sich nicht von denen früherer US-Regierungen. Das Außenministerium verwies darauf, dass Trump nicht von „Genozid“ gesprochen habe. Aus Sicht der Türkei, dem Nachfolgestaat des Osmanischen Reichs, handelte es sich bei den Ereignissen in den Jahren 1915 bis 1917 um einen Bürgerkrieg zwischen Türken und Armeniern, bei denen beide Seiten zahlreiche Opfer zu beklagen hatten. Die Armenier sprechen dagegen von einem systematischen Völkermord der osmanischen Führung, dem 1,5 Millionen Armenier zum Opfer fielen. Auch der Bundestag hatte im vergangenen Jahr in einer Resolution erstmals von einem Völkermord gesprochen und damit die Türkei verärgert.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan zollte derweil am Montag jenen Armeniern im Osmanischen Reich Respekt, „die unter den harten Bedingungen des Ersten Weltkriegs ihr Leben verloren haben“. Eine mögliche Verantwortung der türkischen Seite für die Gräueltaten erwähnte er nicht. Zugleich sicherte Erdoğan zu, eine Ausgrenzung von Armeniern in der Türkei werde nicht geduldet. Erdoğan plant Mitte Mai ein erstes Treffen mit Trump in den USA.

von

Günter Schwarz – 25.04.2017