(Berlin) Preisregen unterm Palais am Funkturm beim Deutschen Filmpreis, auch Lola oder Lolas genannt, am Freitagabend für den Film  „Toni Erdmann“: In sechs Kategorien wurde der Film von Maren Ade am Freitagabend mit Lolas bedacht. Zwei Auszeichnungen des höchstdotierten deutschen Kulturpreises gingen an „Das kalte Herz““ von Johannes Naber. Die Auszeichnungen sind mit insgesamt fast drei Millionen Euro Preisgeld dotiert.

Die Kinokoproduktion von SWR, WDR und ARTE wurde als bester Film des Jahres mit der Lola in Gold ausgezeichnet, die die Produzenten Janine Jackowski, Jonas Dornbach und Maren Ade entgegennahmen. Die Lola für die beste Regie ging genauso an die aus Karlsruhe stammende Maren Ade wie die für das beste Drehbuch. Sandra Hüller erhielt den Preis als beste Hauptdarstellerin, Peter Simonischek den für den besten Hauptdarsteller und Cutterin Heike Parplies konnte die Lola für den besten Schnitt entgegennehmen. Die Tragikomödie über eine komplizierte Vater-Tochter-Beziehung war damit der große Sieger des Abends.

Peter Simonischek bedankte sich von einem Boot per Videobotschaft. Dort drehte er nämlich gerade, musste gedämpft sprechen. Daher war er gestern nicht dabei, als dem Schauspieler für seine Rolle des merkwürdigen Vaters in „Toni Erdmann“, der rührend um die Liebe seiner Tochter kämpft, die Lola als bester Hauptdarsteller verliehen wurde.

Überhaupt: „Toni Erdmann“ erlebte beim Deutschen Filmpreis den späten Triumph eines Berliner Welterfolgs. Mehrfach war der Vater-Tochter-Film nominiert worden, selbst für einen Oscar. Doch bislang ging der Streifen meist leer aus.

Glückwunsch des Intendanten

SWR Intendant Peter Boudgoust zum Preisregen für „Toni Erdmann“: „Ein toller Erfolg für Maren Ade und alle ihre Mitstreiter! Dass die Mitglieder der Filmakademie ,Toni Erdmann‘ in so herausgehobener Weise gekrönt haben, würdigt einmal mehr die Arbeit einer herausragenden Filmemacherin. Der SWR engagiert sich mit großem Einsatz für den künstlerischen Kinofilm – dafür ist der Deutsche Filmpreis eine neuerliche Bestätigung. Ich gratuliere Maren Ade, ihren wunderbaren Darstellern und dem gesamten Team von Herzen und freue mich gemeinsam mit der Redaktion und unseren Partnern WDR und ARTE über die großartige Anerkennung für einen großartigen Film.“

Zwei Lolas für „Das kalte Herz“

Ausgezeichnet wurde auch „Das kalte Herz“ von Johannes Naber. Für die Neuinterpretation des Märchenklassikers, ebenfalls eine Kinokoproduktion des SWR, gewannen Oli Biehler die Lola für die beste Filmmusik und Kathi Kullack wurde für das beste Maskenbild ausgezeichnet.

Die Teams

Wie schon beim Europäischen Filmpreis gewann „Toni Erdmann“ in allen Kategorien, in denen der Film nominiert war. Produziert wurde er von der Komplizen Film in Koproduktion mit coop99 Filmproduktion und Missing Link Films, dem SWR, WDR und ARTE, die Produzenten sind Janine Jackowski, Maren Ade und Jonas Dornbach. Die Redaktion liegt bei Ulrich Herrmann (SWR), Andrea Hanke (WDR) und Georg Steinert (ARTE). Der Film wurde gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW, Eurimages, DFFF, FFA, Medienboard Berlin-Brandenburg, dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, ÖFI, Filmstandort Austria, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, Filmfernsehfonds Bayern und Media.

„Das kalte Herz“ ist eine Koproduktion von Schmidtz Katze Filmkollektiv mit Studio Babelsberg, SWR, ARD Degeto und MDR. Die Redaktion liegt bei Stefanie Groß (SWR), Claudia Grässel (ARD Degeto) und Astrid Plank (MDR). Gefördert wurde „Das kalte Herz“ von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg, der Mitteldeutschen Medienförderung, dem Medienboard Berlin-Brandenburg, der Film- und Medienstiftung NRW, DFFF und BKM.

Sicherheit

Die Veranstaltung stand wegen Terrorgefahr unter erhöhtem Polizeischutz. Alle 2.000 Gäste wurden mit einem Faltblatt darauf hingewiesen, dass Schusswaffen und Messer auf dem roten Teppich verboten sind! Leibesvisitationen gab es allerdings nicht. Dafür war die Zeit zu knapp: Preise in 19 Kategorien mussten vergeben werden.

von

Günter Schwarz – 29.04.2017