Am 1. Mai 1979 erhält Grønland, die weltgrößte zu Dänemark gehörende Insel, ebenso wie die Færøerne (Färöer Inseln), eine weitgehende Autonomie vom Königreich.

Grønland, auf Grønländisch „Kalaallit Nunaat“ – „Land der Kalaallit“ (nach dem größten ansässigen Volk), auf Dänisch „Grønland – „Grünland“, ist die größte Insel der Erde und wird geologisch zum arktischen Nordamerika gezählt. Aus politischer Sicht ist es ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark. Das Land hat, abgesehen von Antarktika, die geringste Bevölkerungsdichte der Welt.

Die Geschichte Grønlands, der größten Insel der Erde, begann mit der Einwanderung der ersten Inuit vor etwa 5000 Jahren. Später kamen die Nordmänner, die man „Grænlendingar“ nannte, und die um 1550 aus bisher ungeklärten Gründen wieder verschwanden.

Im 18. Jahrhundert folgte die „Wiederentdeckung“ und Kolonisierung durch Dänemark. Seit dem 1. Mai 1979 genießt Grønland, ebenso wie dieFærøerne (Färöer), eine weitgehende Autonomie innerhalb des dänischen Königreichs.

Besiedlung

Um 3000 v. Chr. wanderten die Vorfahren der ersten Inuit über die Beringstraße aus Asien nach Alaska.

Um 2500 v. Chr. begannen die ersten Einwanderungen von Prä-Dorset-Eskimos nach Grønland (u. a. Menschen der Saqqaq-Kultur). Bereits aus dieser Zeit sind Jagdplätze zum Beispiel in der Disko-Bucht und bei Qaja in der Nähe des Jakobshavn Isfjords nachgewiesen. Von 500 v. Chr. bis 1000 n. Chr. siedelten Angehörige der Dorset-Kultur in Grønland. Ihnen folgten Angehörige der Thule-Kultur.

Um 875 entdeckte der Norweger Gunnbjørn die Insel und nannte sie „Gunnbjørnland“. 982 musste Erik der Rote aus Island fliehen und landete schließlich im Südwesten Grønlands. Er gab der Insel ihren Namen „Grænland“ (altnordisch für „Grünland“), vermutlich um sie anderen isländischen Siedlern attraktiv zu machen. Allerdings war das Klima damals auch milder als heute. 986 erreichten 14 von 25 isländischen Auswandererschiffen mit 700 Menschen an Bord Grønland. Mit diesen Gefolgsleuten besiedelte Erik die Gegend um Brattahlíð, es begann die Landnahme. Aus der Zeit um 1000 sind im Süden Wohn- und Kirchenruinen nordländischer Siedler erhalten. Heute leben in Grønland etwa 57.000 Menschen, 13.000 davon in der Hauptstadt Nuuk.

Christianisierung und Ende der Nordmännersiedlung

Um 986 „entdeckte“ Bjarni Herjúlfsson von Island kommend „aus Versehen“ Nordamerika, als er den Weg nach Grønland suchte. Allerdings ging er nicht an Land.

1000 kehrte Leif Eriksson, der Sohn Eriks des Roten, von Norwegen, wo er Christ wurde, mit einem Missionar nach Grønland zurück. Die grønlandske Wikinger wurden Christen und errichteten die erste Kirche.

Um 1000 verfolgte Leif Eriksson von Grønland aus den Kurs den Bjarni Herjúlfsson zurück und ging als (wahrscheinlich) erster Europäer in Nordamerika an Land (Vinland / heute: Neufundland). Die Handelsbeziehungen mit Vinland dauerten bis ins 14. Jahrhundert.

Ab 1000 wanderten aus Alaska und Nordkanada Thule-Eskimos ein; in der Folgezeit wurde die Dorset-Kultur durch die bis etwa 1800 herrschende Thule-Kultur ersetzt.

1076 gab Adam von Bremen in seiner Chronik des Erzbistums Hamburg den ersten schriftlichen Nachweis über die Besiedlung und Christianisierung Grønlands, das bei ihm „Gronland“ heißt.

Um 1124 bis 1126 wurde Grønland eine eigene Diözese, der Bischofssitz war in Gardar, dem heutigen Igaliku. 1350 berichtete der isländische Kirchenmann Ivar Bardarsson, dass die westliche Siedlung aufgegeben sei. Inuit erschienen in der Nähe des Normannengebietes und rotteten die Vesterbygd-Grønländer aus. Eine schwedisch-norwegische Expedition unter Paul Knudson (1355–1364) fand keine Grænlendingar mehr vor. Von 1408 stammt die letzte schriftliche Aufzeichnung der Nordmänner, die von einer Hochzeit in der Kirche von Hvalsey berichtete. Die Kontakte mit Norwegen und Island rissen ab.

Spätestens um 1550 erlosch die letzte nordische Siedlung in Grønland. Neuere genetische Untersuchungen sowohl an heutigen Inuit als auch an archäologischen Überresten der Nordmänner scheinen eine Vermischung der beiden Gruppen auszuschließen, d. h., die Nordmänner sind wahrscheinlich ausgestorben.

Der Begriff „ausgestorben“ muss allerdings hinterfragt werden, denn es ging den rund 3500 Grønländern, die nach der Zerstörung der Vesterbygd überlebt hatten, wirtschaftlich gut. Sie hatten sich dem Klima perfekt angepasst, hatten große Höfe, in denen sie sogar Rinder und Schweine in kälteisolierten Ställen überwintern lassen konnten, und die Reichsten konnten ihren Damen sogar teure Kleider spendieren, die nachweislich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Europa hergestellt wurden (Trachtenfunde aus den Gräbern von Herjolfsnes). Und sie leisteten sich 36 Kirchen, mit unvorstellbar teuren Glasfenstern.

Für das plötzliche Verschwinden der normannischen Grønländer gibt es mehrere Theorien:

  1. Die Klimatheorie („Kleine Eiszeit“). Ausgrabungen zeigen, dass die Grønländer die Architektur ihrer Häuser angepasst hatten, zudem war Ende des 15. Jahrhunderts eine eher mildere Periode, der eigentliche Höhepunkt war erst etwa hundert Jahre nach ihrem „Verschwinden“.
  2. Sie seien nach Nordamerika ausgewandert: Sehr unwahrscheinlich, da sie seit langem keine seegängigen Schiffe mehr hatten. Außerdem: Warum sollte eine konservative kleine Bauernpopulation, die 500 Jahre ein neues Land erfolgreich bewirtschaftet hatte, dieses so plötzlich verlassen? Und zwar, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen, wo es doch vorher so viele gegeben hatte?
  3. Die Vermischungstheorie mit den Inuit (Skraelingen, wie sie damals genannt wurden), die heute falsifiziert werden kann. Der Norweger Fridtjof Nansen vertrat sie leidenschaftlich.
  4. Die Kolonie wurde durch englische, deutsche, baskische oder portugiesische Piraten ausgelöscht. Nach einer von Niels Egede (Sohn des Hans Egede) aufgezeichneten Inuit-Erzählung soll es zu Kämpfen zwischen den – von den Inuit als Norwegern bezeichneten – Grænlendingarn und fremden Schiffsbesatzungen gekommen sein. In späteren Quellen, z. B. in Olaus Magnus’ „De gentibus septentrionalis“, um 1555, wird behauptet, dass es um das Jahr 1494 einen Piratenstützpunkt in Grønland gegeben habe, der in dem Konflikt um den Island-Handel zwischen englischen Kaufleuten, der dänischen Krone und der Hanse relevant gewesen sei.
  5. Wahrscheinlich ist die Ausrottung der europäischen Grønländer durch die Inuit. Zahlreiche Funde von Beutestücken in Inuitgräbern, z. B. Hausrat und zerschlagene Glockenteile, sprechen dafür.

Inzwischen liegen erste Belege für die Theorie der kleinen Eiszeit vor. Wissenschaftler der Brown University in Providence, Rhode Island haben im Sediment einer Wikingersiedlung bei Kangerlussuaq stichhaltige Beweise für einen raschen Klimawandel festgestellt.

Neueste Forschung und archäologische Ausgrabungen dänischer Wissenschaftler ergaben, dass die normannischen Grønländer sich durch Umstellung auf Robbenfang gut auf die Klimaverschlechterung eingestellt hatten. Robben machten bis zu 80 % ihrer Ernährung aus. Die Rinderherden wurden durch genügsamere Ziegen und Schafe ersetzt. Die Aufgabe der Siedlungen sei auf mehrere Faktoren zurückzuführen: Die Auflassung der traditionellen Lebensweise zugunsten jener der Inuit schwächte die Identität der Siedler. Walrosszähne und Robbenfelle waren kaum noch gefragt, daher kamen kaum noch Handelsschiffe mit dringend benötigtem Bauholz und Eisenwerkzeugen auf die Insel. Viele junge und kräftige Bewohner verließen Grønland, bis die Siedlungen schließlich offenbar geplant aufgegeben wurden. Der Schwarze Tod und Landflucht hatten weite Teile von Island und Norwegen stark entvölkert, so dass ausreichend besseres Siedlungsland für die Aussiedler zur Verfügung stand.

Der amerikanische Physiologe und Geograph Jared Diamond formulierte es so: „Mit der Ankunft der Inuit und der Unfähigkeit oder Unwilligkeit der Wikinger, tief greifende Veränderungen zuzulassen, war das Quintett der Faktoren, die hinter dem Untergang der grønländischen Kolonie standen, schließlich komplett.“

Portugiesen in Grönland

Vor 1473 sollen João Vaz Corte-Real sowie sein Sohn Gaspar Grønland betreten haben. Darum gibt es aus dieser Zeit Karten, die Grönland als portugiesisches Territorium zeigen.

Die Rolle der Norweger und Dänen

In Süd- und Mittelgrønland gab es seit der Christianisierung der Wikinger je eine norwegisch-isländische Siedlung. Nachdem die Siedlungen der Nordmänner untergegangen waren, wurde Grønland 1721 „wiederentdeckt“ und von Dänen besiedelt. Ökonomisch waren lediglich Stützpunkte für Walfang und Fischerei für Dänemark-Norwegen interessant.

Mit der Landung des dänisch-norwegischen Pfarrers Hans Egede 1721 beginnt die evangelische Missionierung der Inuit, an der auch deutsche Missionare großen Anteil hatten. 1733 landeten die ersten Herrnhuter auf Grønland – Christian und Matthäus Stach sowie Christian David. Gleichzeitig wurden Handelsstationen errichtet. 1776 bekam der „Kongelige Grønlandske Handel“ (KGH) das Handelsmonopol über Grønland. Der KGH übernahm auch die Verwaltung und weitere Missionstätigkeit.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Grønland immer wieder von niederländischen, dänisch-norwegischen, deutschen und anderen Walfängern besucht. Die „Grønlandfahrt“ trug wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung Flensburgs bei, das damals zweitgrößter Hafen im dänischen Gesamtstaat war.

1814 wurde im Frieden von Kiel die dänisch-norwegische Personalunion aufgelöst, Grønland fiel an Dänemark.

Ab 1862 wurden die Einheimischen formal in die lokale Verwaltung sozialer Angelegenheiten miteinbezogen. Ab 1911 entstanden Gemeinderäte und zwei Landsräte, und ab 1925 wurde das Land von der „Grønlands styrelse“ regiert, deren Direktor dem dänischen Staatsministerium unterstand. 1953 wurde Grønland gleichwertige Provinz im dänischen Königreich.

von

Günter Schwarz – 01.05.2017