1. Mai in Istanbul mit mehr als 200 Verhaftungen
(Istanbul) – In der türkischen Metropole Istanbul ist es am Montag zu schweren Krawallen gekommen. Bei Protesten zum Tag der Arbeit gab es auch mehr als 200 Festnahmen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschoße gegen Demonstranten ein, die zum zentralen Taksim-Platz marschieren wollten.
In der Bosborusmetropole Istanbul haben sich Demonstranten und Sicherheitskräfte zum 1. Mai Straßenschlachten geliefert. Im Stadtteil Mecidiyeköy setzte die Polizei am Montag Tränengas und Gummigeschoße gegen eine Gruppe ein, die sich den Weg zum Taksim-Platz bahnen wollte. Mehr als 200 Menschen wurden festgenommen. Seit dem türkischen Verfassungsreferendum vor rund zwei Wochen geht Präsident Recep Tayyip Erdoğan mit unverminderter Härte gegen politische Gegner vor. Dabei helfen ihm Notstandsdekrete, die eigentlich das Parlament absegnen müsste.
Der Istanbuler Gouverneur erklärte, einige illegale Gruppen hätten versucht, die Feiern zum 1. Mai als „Vorwand“ für Proteste gegen die Regierung zu nutzen. Laut der Nachrichtenagentur DHA seien Handgranaten, Brandsätze und Feuerwerkskörper beschlagnahmt worden. Die Demonstranten skandierten: „Der Taksim-Platz gehört uns.“ Die Behörden hatten wie auch in den Jahren zuvor Kundgebungen zum 1. Mai auf dem Taksim-Platz verboten. Tausende Gewerkschaftler und Regierungskritiker versammelten sich friedlich im Stadtteil Bakirköy, wo die Behörden eine Kundgebung erlaubt hatten.
Die Gegend um den Taksim-Platz war hingegen weitläufig abgesperrt, Wasserwerfer und Busse zum Transport von Gefangenen standen bereit. Auch Helikopter kreisten laut der Nachrichtenagentur Reuters über der Stadt. Die Zufahrtsstraßen waren in weitem Umkreis gesperrt, die Metrostation geschlossen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu waren mehr als 30.000 Sicherheitskräfte in Istanbul im Einsatz. Ein Mensch kam bei einem Unfall durch einen Wasserwerfer ums Leben.
von
Günter Schwarz – 02.05.2017