(Sotchi) – Bundeskanzlerin Angela Merkel ist gestern ans Schwarze Meer gereist, um mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Themen des G20-Gipfels zu beraten. Dieser soll im Juli in Hamburg stattfinden. Weitere Themen waren unter anderem Syrien, der Ukraine-Konflikt, der internationale Terrorismus und die Homosexuellenverfolgung in Tschetschenien. Russland und Deutschland haben in diesen Punkten deutlich mehr Differenzen als Gemeinsamkeiten.

Wie bereits zu erwarten war, gab es irgendwo einen Konsens zwischen der Bundeskanzlerin Merkrel und dem Präsidenten Putin. In strittigen Fragen haben sich weder Merkel noch Putin auch nur einen Millimeter aufeinander zubewegt. Es war eindrücklich zu sehen, wie die Kanzlerin und der russische Präsident bei strittigen Fragen – wie etwa solchen zu Syrien, der Ukraine oder den Menschenrechten in Russland – die Probleme jeweils völlig gegensätzlich beurteilen. Letztlich war man sich nur darin einig, dass man weiter miteinander reden muss.

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz sagte Putin, es sei ein „offenes, geschäftsmässiges Treffen“ gewesen, was übersetzt aus der Diplomatensprache etwa soviel heisst, dass die Stimmung war richtig mies war. Normalerweise werden die Dinge an solchen Pressekonferenzen ja eher schöngeredet. „Offen und geschäftsmässig“, wie Putin sich ausdrückte, klingt sehr kühl. Man kann es aber auch positiv sehen: Putin sagte damit quasi, er und Merkel seien hart aber ehrlich zueinander; sie sagten sich die Meinung, und das ist immerhin etwas.

Das Persönliche zwischen Merkel und Putin spielte natürlich auch eine Rolle. Während Merkel eine kühle, sehr rationale und zurückhaltende Frau ist, tritt Putin im Vergleich dazu eher als Macho-Typ auf, der sehr emotional werden kann. Mit anderen Worten: Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, und das ist sicher ein Grund, weshalb die beiden Mühe haben, zueinander zu finden. Der Hauptgrund für die großen Probleme in der Beziehung der beiden sind aber sicher eher politische als persönliche Differenzen.

von

Günter Schwarz – 03.05.2017