Der am 08. Oktober 1585 im thüringischen Köstritz an der Weißen Elster geborene Hans Schütz wird während des Dreißigjährigen Krieges am 03. Mai 1642 vom dänischen König, Kong Christian IV., zum Oberhofkapellmeister ernannt.

Heinrich Schütz, in autografen Handschriften immer latinisiert „Henricus Sagittarius“ genannt, war ein deutscher Komponist des Frühbarock.

Schütz war Zweitgeborener von acht Geschwistern. Er wurde im „Goldenen Kranich“, dem Gasthof seines Vaters, in Köstritz (damals Reuß, Ostthüringen) geboren und dort am 9. Oktober 1585 in der Kirche St. Leonhard getauft.

Die Familie seines Vaters stammte aus Franken und war im 15. Jahrhundert in das Erzgebirge um Chemnitz gezogen. Sein Vater war Stadtschreiber in Gera und zog nach Köstritz, um als Gastwirt und Gutsverwalter zu arbeiten. 1583 ehelichte er Euphrosyne Bieger, die Tochter des späteren Geraer Bürgermeisters Johann Bieger, als dritte Ehefrau. Ihre Schwester hatte einen Sohn, der ebenfalls den Namen Heinrich trug und Schüler seines Neffen wurde.

Als er fünf Jahre alt war, zog seine Familie nach Weißenfels, weil sein Vater dort einen anderen Gasthof übernahm. Hier verbrachte Heinrich Schütz seine Kindheit. 1599 wurde sein musikalisches Talent von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel entdeckt, mit dessen Förderung er zum Musiker ausgebildet wurde, die Kasseler Hofschule, das „Collegium Mauritianum“, besuchte und ab 1607 in Marburg Jura studieren konnte. Seine Wohnung dort ist nicht genau bekannt. Von 1609 bis 1612 absolvierte Schütz dank eines Stipendiums des Landgrafen ein dreijähriges Studium in Venedig beim Organisten Giovanni Gabrieli, das er mit der 1611 veröffentlichten Madrigalsammlung „Il Primo libro di Madrigali“ abschloss. Auf seinem Totenbett vermachte Gabrieli Schütz einen seiner Ringe. Gabrieli war der einzige, den Schütz zeitlebens als seinen Lehrer bezeichnete.


Heinrich-Schütz-Gedächtnistafel am Marburger „Kugelhaus“
Als er 1613 wieder nach Kassel zurückkehrte, wurde er von Landgraf Moritz zum zweiten Organisten berufen. Wenige Jahre später trat er in den Dienst am Hof des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. in Dresden und übernahm die Leitung der dortigen Hofkapelle, zunächst neben dem kränklichen Kapellmeister Rogier Michael sowie dem als Kapellmeister „von Haus aus“ wirkenden Michael Praetorius. Erst nach Praetorius’ Tod war Schütz alleiniger Kapellmeister am sächsischen Hof. Diese Funktion hatte er bis zu seinem Lebensende inne. Sein Wechsel nach Dresden war schon ab 1614 Gegenstand diplomatischer Auseinandersetzungen zwischen dem Landgrafen und dem sächsischen Kurfürsten, die erst 1619 endeten, als sich der Kurfürst endgültig durchsetzen konnte. Im selben Jahr veröffentlichte Schütz die „Psalmen Davids“, die er seinem Landesherrn widmete, und heiratete Magdalena Wildeck. Sie hatten zwei Töchter. Anna Justina starb bereits im Alter von 17 Jahren. Euphrosine Schütz wurde 1623 geboren und heiratete den späteren Leipziger Bürgermeister Christoph Pincker. Deren Tochter Gertraud Euphrosine hatte selbst keine Kinder.

Als Kapellmeister hatte Schütz die Oberaufsicht über die Mitglieder der Hofkapelle, die aus Sängern und Instrumentalisten bestand. Mit ihr war er für alle Musik am Hofe zuständig: geistliche wie weltliche, zur Unterhaltung und zum Gottesdienst ebenso wie zur politischen Repräsentation. Leider sind seine dramatischen weltlichen Werke (Singspiele und Ballette), von denen in der Regel nur die Texte gedruckt wurden, verlorengegangen.

1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus, dessen verheerende Auswirkungen nicht nur gut ein Drittel der deutschen Bevölkerung das Leben kostete, sondern auch den fast völligen Zusammenbruch jeglichen kulturellen Lebens verursachten. Schütz schrieb selbst davon, wie „die löbliche Music von den anhaltenden gefährlichen Kriegs-Läufften in unserm lieben Vater-Lande Teutscher Nation nicht allein in grosses Abnehmen gerathen, sondern an manchem Ort gantz niedergeleget worden“.

Er musste seine Ansprüche an Aufführungspraxis und Instrumentarien erheblich verringern, „damit mein von Gott verliehenes Talentum in solcher edlen Kunst nicht gantz ersitzen bleiben sondern nur etwas weniges schaffen und darreichen möchte“ (Widmungsvorrede des ersten Teils der „Kleinen geistlichen Konzerte“, Leipzig, 1636). Hinzu kamen wiederholte Pestepidemien. Nach dem frühen Tod seiner Frau im Jahr 1625 heiratete Schütz nicht wieder.

Um den Anschluss an die neuesten Errungenschaften der Musik nicht zu verlieren, besuchte Schütz 1628 zum zweiten Mal Venedig bzw. dessen Umgebung, wo er über ein Jahr lang blieb. Dass er dabei Claudio Monteverdi begegnete, ist denkbar, aber nicht gesichert. Dort hörte er neue theatralische Musik und empfing so maßgebliche neue Impulse für sein Werk. Auch der erste Teil seiner „Symphoniae sacrae“, den er nach seiner Rückkehr 1629 veröffentlichte, zeugt von diesem Aufenthalt. Schütz lebte von 1629 bis 1657 in Dresden am Neumarkt 12, dem heute so genannten Quartier V. Die Dresdner Kapelle hatte jedoch schon in diesen Jahren so große Schwierigkeiten bei der Versorgung und Bezahlung ihrer Mitglieder, dass Schütz sich immer wieder nach Beschäftigungen außerhalb Dresdens umsah.


Das von Grund auf renovierte Museum Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels/Sachsen-Anhalt wurde 2012 eröffnet.
Den Lebensabend verbrachte Schütz überwiegend in seinem Haus in Weißenfels, dem Ort seiner Kindheit. Aus dieser Zeit stammen seine drei Passionen nach „Lukas“ (um 1664), „Matthäus“ (1665) und „Johannes“ (1666) sowie seine „Weihnachtshistorie“ (1664). Sein letztes Werk ist die vollständige Vertonung des 119. Psalms (1671), aufgeteilt in elf Motetten, gefolgt von einer Vertonung des 100. Psalms und einem deutschen Magnificat. Der 119. Psalm ist der längste in der Bibel, und das gesamte Werk ist durchweg doppelchörig angelegt. Da es – von ihm selbst gewollt – seine letzte Komposition sein sollte, wird das Werk landläufig auch „Schwanengesang“ genannt. Schütz starb am 16. November 1872 im hohen Alter von 87 Jahren in Dresden. Er wurde in der alten Dresdner Frauenkirche beigesetzt. Mit ihrem Abriss 1727 ging auch seine Grabstätte verloren. Ein in den Kirchenboden eingelassenes Gedenkband in der heutigen Frauenkirche erinnert an diesen ersten deutschen Musiker von europäischem Rang.

Im Oktober 2010 wurden bei der Sanierung des Schütz-Wohnhauses in Weißenfels zwei Textfragmente einer nicht mehr erhaltenen Komposition gefunden, in der unter anderem Psalm 10 vertont ist. Die Fragmente stammen aus der Zeit zwischen 1650 und 1660.

von

Günter Schwarz – 03.05.2017