Haus der Europäischen Geschichte öffnet
(Brüssel) – In seiner Programmrede als Präsident des Europäischen Parlaments am 13. Februar 2007 in Straßburg hatte Hans-Gert Pöttering die Gründung eines “Hauses der Europäischen Geschichte” vorgeschlagen. Die Entwicklung dieses einmaligen europäischen Projekts hat er seitdem auch als Vorsitzender des Kuratoriums, dem politischen Steuerungsgremium, parteiübergreifend verfolgt.
Nach zehn Jahren Arbeit öffnet morgen erstmals das Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel für Besucher. Auf über 4.000 Quadratmetern über sieben Stockwerke verteilt wird darin versucht, große Momente Europas seit dem 19. Jahrhundert darzustellen. Wegen des begrenzten Platzes habe man sich auf Ereignisse konzentriert, die Europa besonders bewegt haben, grenzüberschreitend waren und bis heute relevant sind, hieß es bei der Präsentation.
Woher kommt eigentlich Europa?
Zu Beginn der Ausstellung geht es um die Frage, was Europa eigentlich ist – angefangen von der Namensgeberin aus der griechischen Mythologie über Sichtweisen von außerhalb des Kontinents, darunter eine Karte aus China, wo Europa naturgemäß nicht im Zentrum ist.

Demokratie bis Nationalismus
Es werden zahlreiche, wenn auch nicht alle Aspekte der europäischen Geschichte beleuchtet, darunter der Einfluss der Französischen Revolution auf die Entstehung der Demokratie und der Menschenrechte, aber auch die Entwicklung des Kapitalismus und des Sozialismus als Folge der radikalen Veränderungen durch die Industrialisierung. Imperialismus und Ausbeutung durch Europa haben in der Ausstellung ebenso ihren Platz wie die Entwicklung zum Nationalismus und Totalitarismus.

Der Eiserne Vorhang, die Geburt der EU, die Wiedervereinigung Deutschlands, der Abstimmungszettel zum “Brexit” Großbritanniens – viele Themen und Wendepunkte der europäischen Geschichten werden angerissen. Zudem werden Alltagsgegenstände aus dem Leben der Menschen in Europa gezeigt sowie Themen, die bewegten und bewegen: vom Entstehen von Naturschutzbewegungen bis hin zur Debatte über Abtreibungen.
Tablets statt Beschriftungen
Besucher bekommen dazu Tablets in die Hand gedrückt, denn das Beschriften der Ausstellungsstücke in 24 Sprachen hätte den verfügbaren Platz gesprengt. Ein Metallband mit Buchstaben und Sprüchen windet sich zudem durch das Museum und versucht, einen optischen Leitfaden zu liefern.

von
Günter Schwarz – 05.05.2017