In Frankreich heißt es: Macron oder Le Pen?
Französische Wahlberechtigten in den Überseegebieten konnten ihre Stimme wegen der Zeitverschiebung bereits am Samstag abgeben. Den Anfang machte die Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon vor der kanadischen Ostküste mit rund 5.000 Wahlberechtigten.
Der Grossteil der rund 47 Millionen französischen Wahlberechtigten kann dann am heutigen Sonntag abstimmen. Der frühere Wirtschaftsminister Emmanuel Macron geht laut Umfragen als klarer Favorit in die Stichwahl gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen.
Die Abstimmung gilt wegen Le Pens Anti-EU-Kurs als Richtungsentscheid für den ganzen Kontinent. Das Wahlwochenende wurde von einem groß angelegten Hackerangriff auf Macrons Kampagne überschattet: Kurz vor der Stichwahl gelangten in der Nacht von Freitag auf Samstag Dokumente seiner Mitarbeiter ins Internet. Die französische Wahlkampf-Kontroll-Kommission warnte, dass ein Teil davon wahrscheinlich gefälscht sei.
Die im Netz verbreiteten Dokumente seien vor einigen Wochen bei Attacken auf persönliche und berufliche Mailboxen mehrerer Parteifunktionäre erbeutet worden. Bei der Hackerattacke gegen den parteiunabhängigen Kandidaten seien echte Dokumente gestohlen und zusammen mit fingierten online gestellt worden, um Falschinformationen über den Bewerber zu streuen, teilte sein Team mit.
E-Mails, Verträge und andere interne Dokumente zirkulierten im Internet, hieß es von „En Marche!“. Rund neun Gigabyte an Daten wurden von einem Nutzer mit dem Namen Emleaks auf der Plattform Pastebin veröffentlicht. Das Innenministerium wollte sich nicht dazu äußern.
Gemäss früheren Informationen einer IT-Sicherheitsfirma hatten Kriminelle der Gruppe „Pawn Storm“ vor einigen Wochen versucht, in das Netz der Wahlkämpfer einzudringen. Macrons Mitarbeiter sollten über gefälschte Mails dazu verleitet werden, Schadsoftware auf ihre Computer zu laden sowie Logins und Passwörter zu verraten.
„Pawn Storm“ ist eine der ältesten Cyberspionagegruppen. Experten bringen die Gruppe, die auch unter den Namen „Fancy Bear“, „Apt 28“ und „Strontium“ bekannt ist, mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU in Verbindung.
Die jetzige Publikation des Datenmaterials geschehe ausgerechnet in den letzten Stunden des Wahlkampfs vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl. Es handele sich um eine Aktion der „demokratischen Destabilisierung“, wie man es schon beim jüngsten Präsidentschaftswahlkampf in den USA gesehen habe, hiess es aus Macrons Team.
Abgeordnete stirbt nach Schwächeanfall bei Rede Eine französische Abgeordnete ist bei einer Wahlkampfveranstaltung für den Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron zusammengebrochen. Später starb sie im Spital. Corinne Erhel habe während ihrer Rede bei dem Treffen in Plouisy in der Bretagne einen Schwächeanfall erlitten, teilte Parlamentspräsident Claude Bartolone mit. Er zeigte sich tief betroffen vom Tod der 50-Jährigen. Auch Präsident François Hollande bekundete sein Beileid und würdigte die Arbeit der Parlamentarierin. Erhel sass seit 2007 für die Sozialisten in der Nationalversammlung. Im Präsidentschaftswahlkampf unterstützte sie Macron und dessen Bewegung «En Marche!».
von
Günter Schwarz – 07.05.2017