Messingschilder sollen auf Dänemarks Sklaven-Geschichte hinweisen
(København ) – In København sollen bald Messingschilder an verschiedenen Gebäuden auf deren dunkle Vergangenheit in Verbindung mit Dänemarks Sklavenhandel und Sklavenarbeit auf den westindischen Inseln hinweisen. Dänemark hat als ehemalige Koloniemacht lange vom Sklavenhandel und von Sklavenarbeit profitiert. Kritikern zufolge wurde das Thema bis heute nur unzureichend aufgearbeitet. Historiker neigen dazu, Kolonialgeschichte als klassische „Eurocentric Erzählung“ zu sehen, ohne die Perspektive der Karibik zu berücksichtigen. Allerding ist in den letzten 15 Jahren eine Veränderung festzustellen.

Wie viele andere europäische Länder, war auch Dänemark einmal eine Kolonialmacht . In den 1600er und 1700er Jahren besaß Dänemark Kolonien an verschiedenen Orten in der Welt, insbesondere in Afrika und Asien. Daher sind viele der historischen Gebäude, die zu der Zeit im Land errichtet wurden, von Bauherren oder von Leuten geschaffen, die mit Sklaven handelten oder sie als Arbeiter ausbeuteten.
Zentraler Motor der dänischen Sklavereigeschichte war die pommersche Familie Schimmelmann mit Heinrich Carl von Schimmelmann, der es als Kaufmann und Sklavenhändler zum dänischen Grafen brachte. Dem Sklavenhändler wurden der Dannebrogorden, der Elephanten-Orden und das Großkreuz des Dannebrog-Ordens verliehen. Schimmelmann war zunächst in den dänischen Freiherren- und später in den dänischen Grafenstand erhoben worden. Sein Sohn wurde dänischer Finanzminister.

Heinrich Carl Schimmelmann, gemalt von Lorenz Lönberg um 1773
Bei der Arbeit mit der Geschichte der Karibik, die von Dänemark kolonisiert wurde, versuchen die Historiker heute zunehmend, die Geschichte aus einer karibischen Perspektive zu sehen und versuchen, die Stimmen kolonisierten Menschen zu berrücksichtigen. Sie befinden sich in einem Prozess, die Geschichte neu zu schreiben und neu zu interpretieren, so dass es eine Dänische West Indien Geschichte wird, die wenier verklärt sondern sich an Fakten orientiert. Insofern stünde es auch dem Königshaus gut an, sich an der Aktion der Stadtführer Martin Voola und Anders Olling zu beteiligen und die Anbringung der Messingtafeln an dem „Gule Palæ“ und „Hofmarskallatet“ zuzulassen.
von
Günter Schwarz – 11.05.2017