Macron winkt historische Mehrheit
(Paris) – Macrons Bewegung „La République en Marche“ geht als klarer Sieger aus der ersten Runde der französischen Parlamentswahl hervor. Die traditionellen Parteien und der Front National müssen eine herbe Schlappe hinnehmen.

Laut Prognosen hat die Partei die Aussicht, am kommenden Wochenende auf mindestens 390 der 577 Sitze in der Nationalversammlung zu kommen. Macron könnte sich damit bei seinen Reformen auf eine breitere Mehrheit stützen als alle seine Vorgänger seit Gründung der Fünften Republik 1958.
Die Verlierer sind die etablierten Parteien. Für die beiden traditionellen französischen Regierungsparteien ist das Ergebnis eine weitere herbe Schlappe. Die konservativen Republikaner kommen mit 21,0 bis 21,5 Prozent auf Platz zwei. Sie hatten sich deutlich mehr erhofft und darauf spekuliert, mehr Stimmen als „En Marche“ zu holen. Die Sozialisten von Macrons Amtsvorgänger François Hollande, die bislang in der ersten Parlamentskammer den Ton angaben, stürzen von knapp 30 auf rund 10 Prozent ab.
Marine Le Pen und ihr „Front National“ erlitt einen herben Rückschlag. Ihre Partei kommt auf 13,5 bis 14 Prozent und dürfte wieder nicht in der Lage sein, eine Fraktion zu bilden, für die mindestens 15 Abgeordnete nötig sind. Le Pen hatte bei der Präsidentenwahl im ersten Wahlgang 21,3 Prozent erhalten und war damit in die Stichwahl gegen Macron gekommen.
Auch die Linkspartei La France Insoumise von Jean-Luc Mélenchon schnitt mit 11 Prozent schlechter ab als erhofft. Sie konnte sich damit aber immerhin vor die Sozialisten schieben.
Die endgültige Entscheidung fällt am kommenden Sonntag im zweiten Wahlgang. Um bereits im ersten Wahlgang gewählt zu werden, brauchte ein Kandidat eine absolute Mehrheit in seinem Wahlkreis. Das schafften nur die wenigsten. In den Stichwahlen treten grundsätzlich jene Kandidaten an, für die mindestens 12,5 Prozent der Stimmberechtigten stimmten. Da die Wahlbeteiligung sehr gering war, erreichten viele Kandidaten dieses Soll nicht. So kommt es in vielen Wahlkreisen zu Duellen zwischen den beiden Kandidaten, die im ersten Wahlgang am meisten Stimmen holten.
von
Günter Schwarz – 12.06.2017