Was geschah am 12. Juni 1844 in unserem Dänemark?
Der dänische Politiker und Konseilspræsident (Regierungschef) Klaus Berntsen 12. Juni 1844 in Eskilstrup auf der Insel Falster im Süden Dänemarks geboren.
Nach dem Schulbesuch absolvierte er ein Lehramtsstudium, in dem er von den Ideen von Nikolai Frederik Severin Grundtvig geprägt wurde, dem Begründer der dänischen Folkehøjskoler (Volkshochschulen). Später wurde er selbst Leiter der Volkshochschule von Bogense auf Fyn (Fünen). Daneben war er von 1880 bis 1887 Mitherausgeber der 1872 gegründeten Tageszeitung „Fyns Tidende“ sowie von 1893 bis 1895 der Zeitung „Friskolens Tidende“. Danach war er von 1897 bis 1908 Direktor einer Kreditvereinigung tätig.
Berntsen nahm schon frühzeitig am politischen Leben teil, war jedoch in den ersten Jahren trotz seiner populären Agitation ohne besonderen Einfluss innerhalb der Venstre (rechtssoziale Partei), sondern lediglich kommunalpolitisch tätig. Nach Gründung der Partei Det Moderate Venstre trat er 1880 zu dieser Gruppe über.
1873 wurde er erstmals zum Abgeordneten des Parlaments Folketing gewählt, dem er zunächst als Vertreter des Wahlkreises Bogense bis 1884 angehörte. Zwei Jahre später wurde er erneut zum Abgeordneten des Folketings gewählt, in dem er dann vierzig Jahre bis 1926 den Wahlkreis der kleinen Hafenstadt Assens im Westen von Fyn (Fünen) vertrat. Mit 51 Parlamentsjahren ist er der Abgeordnete mit der bislang längsten Zugehörigkeit zum dänischen Parlament.
Insbesondere nach dem Zusammenschluss von Det Moderate Venstre und Det Radikale Venstre zur Venstre im Jahr 1910 gewann er zunehmend an Einfluss. Von Oktober 1908 bis Oktober 1909 war er Innenminister in den Kabinetten von Niels Neergaard und Ludvig Holstein-Ledreborg.
Am 5. Juli 1910 wurde er von Kong Frederik VIII., der sein persönlicher Freund war, zum Konseilspræsident (Regierungschef) ernannt. Die Regierung Berntsen wurde in Dänemark am 5. Juli 1910 durch Klaus Berntsen von der Venstre gebildet und löste die erste Regierung Zahle von Det Radikale Venstre ab. Sie befand sich bis zum 21. Juni 1913 im Amt und wurde dann durch die zweite Regierung Zahle von Det Radikale Venstre abgelöst. In seinem bis zum 13. Juni 1913 amtierenden Kabinett übernahm er zusätzlich das Amt des Verteidigungsministers.
Gerade wegen der persönlichen Freundschaft genoss seine Regierung die besondere Unterstützung des Königs. Nach dessen Tod und der Nachfolge durch Kong Christian X. wurde jedoch Kritik an der Regierung laut, in der insbesondere die Vernachlässigung sozialer Fragen angeprangert wurde.
Noch 1913 versprach er eine Überarbeitung der Verfassung, erlitt jedoch eine Niederlage bei den Folketing-Wahlen am 20. Mai 1913. Die Socialdemokraterne unter Thorvald Stauning wurde wie bereits am 25. Mai 1909 zwar stärkste Kraft, erhielt aber aufgrund des Wahlsystems nur 32 Mandate. Daraufhin bildete Det Radikale Venstre unter Carl Theodor Zahle abermals eine Minderheitsregierung.
Zuletzt war er vom 5. Mai 1920 bis zum 9. Oktober 1922 im zweiten Kabinett Neergard erneut Verteidigungsminister.
Klaus Berntsen verstarb am 27. März 1927 in København.
von
Günter Schwarz – 12.06.2017