(Paris) – Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat bei der Parlamentswahl eine klare Mehrheit für seine Politik gewonnen. Sein Lager hat jedoch nicht derart stark abgeschnitten, wie die letzten Umfragen vermuten ließen.

Der Triumph für Macrons erst vor gut einem Jahr gegründete Mitte-Partei „La République en Marche“ und ihre Verbündeten bestätigt eine historische Zäsur für die französische Politik. Die traditionellen Regierungsparteien der bürgerlichen Rechten und der Sozialisten mussten eine weitere herbe Niederlage einstecken. Der Rechtspopulistin Marine Le Pen ist erstmals der Einzug ins französische Parlament gelungen.

Die Wahlbeteiligung stürzte auf einen neuen historischen Tiefpunkt. Sie lag laut Hochrechnungen um die 43 Prozent, noch deutlich niedriger als im ersten Wahlgang eine Woche zuvor.

So haben die verschiedenen politischen Lager abgeschnitten:

Das Macron-Lager: Laut Hochrechnungen kommen die Partei „La République en Marche“ und ihre Verbündeten aus dem Stand auf 355 bis 365 der 577 Sitze in der Nationalversammlung. Das liegt deutlich über der Grenze zur absoluten Mehrheit, die bei 289 Sitzen ist. Die Meinungsforscher hatten zuvor gar bis zu 470 Mandate für möglich gehalten.

Die Konservativen: Die konservativen Republikaner und ihre Verbündeten dürften auf 125 bis 133 Sitze kommen. Die bürgerliche Rechte wird damit zweite Kraft im Parlament.

Die Sozialisten: Die Partei von Macrons Vorgänger François Hollande, die in den vergangen fünf Jahren den Ton in der Nationalversammlung angegeben hatten, stürzt ab. Insgesamt dürften die Sozialisten und ihre Verbündeten nur noch mit 41 bis 49 Sitzen vertreten sein.

Front National: Die Partei von Marine Le Pen kann ihre Rolle im Parlament stärken – wenn auch nur in sehr geringem Ausmaß. Laut Hochrechnungen kommt der Front National auf 6 bis 8 Sitze. Bisher waren es 2.

Die radikale Linke: La France insoumise von Jean-Luc Mélenchon kommt gemeinsam mit den Kommunisten auf 23 bis 29 Abgeordnete. Mélenchon gewinnt nach eigenen Angaben seinen Wahlkreis in Marseille.

von

Günter Schwarz – 19.06.2017