Autobahn ohne Notrufsäulen? – Für viele kaum vorstellbar, aber Dänemark macht’s möglich. – Mehr als eine Million Kronen (134,4 Tsd. Euro) pro Notruf würde es kosten, die Notrufsäulen der dänischen Autobahnen auszuwechseln. Das Handy hat inzwischen den Nutzen der Notrufsäulen erübrigt und damit abgelöst. Nur 30 Säulen werden an speziellen Standorten in Betrieb bleiben.

Die Notrufsäulen an den dänischen Autobahnen sind weitgehend abgeschaltet und – wie das Foto zeigt – „vertütet“ worden. In den nächsten Monaten werden 1.300 Säulen mit Kabelanschluss und allem drum und dran völlig verschwinden. Nur 30 bleiben an speziellen Standorten wie Tunnel oder großen Brücken wegen einer EU-Verordnung stehen – und in Betrieb.

„Das Handy hat die Notrufsäulen überflüssig gemacht. Im letzten Jahr hatten wir über die nur zwei Notrufe, acht Meldungen über gefährliche Situationen und 88 Bitten um Straßenhilfe, die man ja nun wahrlich auch übers Mobiltelefon anfordern kann“, so der Pressechef vom zuständigen Vejdirektorat (Straßendirektorat), Martin C. Østergaard-Nielsen. Im vegangenen Jahr gab es insgesamt also nur insgesamt 98 Anrufe über die 1.300 verfügbaren Säulen. So wenige waren es noch nie zuvor. Beispielsweise 2010 waren es noch 668 Notrufe. Die Säulen sind zudem in die Jahre gekommen und hätten eigentlich ausgetauscht werden sollen. Stattdessen ist jetzt entschieden worden, die rund 56 Millionen Kronen (7,5 Millionen Euro) einzusparen.

Es kostet zudem rund vier Millionen Kronen (537,7 Tsd. Euro) pro Jahr, sie zu warten in Instand zu halten: „Die Anlagen werden quasi nie benutzt. Spätestens im Laufe des Herbstes sollten sie abmontiert sein.“ Das Straßendirektorat hat dieses auch entschieden, weil mittlerweile 96 Prozent aller Haushalte über ein oder mehrere Mobiltelefone verfügen. Und diese Quote sei wahrscheinlich noch höher bei Autobesitzern.

Allein die jährlichen Betriebskosten auch für neue Notrufsäulen würden aktuell pro Notruf mehr als eine Millionen Kronen ausmachen, so das Straßendirektorat in seiner Argumentation. Im Zuge der Demontage fährt „Vejdirektoratet“ eine Kampagne mit dem Aufruf an Autofahrer, immer ein aufgeladenes Handy dabei zu haben. Und, so das Straßendirektorat könne, man auch genau ausmachen, wo man sich befindet und den Standort an den Rettungsdienst weitergeben.

von

Günter Schwarz – 21.06.2017