Wegen Kindesmissbrauchs hat die vatikanische Glaubenskongregation den Kapuziner Joel Allaz von seinen Ordensgelübden entbunden und aus dem Klerikerstand entlassen, wie die Schweizer Kapuzinerprovinz am Freitag mitteilte. Allaz, der sich zahlreicher sexueller Übergriffe an Dutzenden Kindern schuldig gemacht hat, ist damit nicht mehr Mitglied des Kapuzinerordens und kein Priester mehr.

Der Orden wolle den 77-Jährigen, der inzwischen krank und gebrechlich sei, aber „nicht einfach auf die Straße stellen“, hieß es. Gemäß den Anforderungen des Evangeliums nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gewähre man ihm weiter Unterkunft in einem seiner Häuser.

Die Kapuziner zeigten sich laut dem Portal „kath.ch“ überrascht von der Härte der Maßnahme des Ordensausschlusses. Dass Allaz aus dem Klerikerstand entlassen werde, sei verständlich angesichts der Tatsache, dass ihm die Kapuziner schon seit Jahren ein Berufsverbot auferlegt hätten, wird ein Ordenssprecher zitiert.

Allaz stand dreimal wegen pädophiler Delikte vor Gericht. 1995 wurde eine erste Anklage erhoben, die aber wegen Verjährung fallengelassen wurde. 2008 kam es zu einer weiteren gerichtlichen Voruntersuchung. Dabei wurden 22 Opfer identifiziert; die Fälle waren jedoch ebenfalls verjährt. Wegen zwei weiterer Fälle im französischen Grenoble wurde er 2012 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Im Februar machte ein Buch des Opfers Daniel Pittet in der Schweiz und in Frankreich Schlagzeilen. Darin schildert der Autor, wie er als Ministrant über vier Jahren von Allaz sexuell missbraucht wurde. Das Buch erscheint im August im Herder-Verlag auch auf Deutsch.

von

Günter Schwarz – 24.06.2017