Neues Tirpitz-Museum rund um alten Kanonenbunker im dänischen Blåvand
(Blåvand) – In Dänemark gibt es ein neues Museum rund um einen alten Kanonenbunker. Darin gibt es gleich drei Ausstellungen unter einem Dach. Das neue Tirpitz-Museum in Blåvand soll ein neuer internationaler Leuchtturm für die Kommune Varde, für die Westküste und für ganz Dänemark werden. Eröffnet wurde es am Donnerstag vom Kronprinz Frederik und der Kulturministerin Mette Bock (Liberal Alliance).
Der Kronprinz Frederik und die Kulturministerin Mette Bock haben Donnerstag in Blåvand gemeinsam das Tirpitz-Museum eingeweiht, und dabei gab es nur ein Wort, das in allen Reden vor den Festgästen und vor der internationalen Presse immer wiederholt wurde: „Weltklasse!“
Kulturministerin Mette Bock (rechts), Architekt Bjarke Ingels (daneben) und Kronprinz Frederik (links) bei der Einweihung des Tirpitz-Museum.
„Prädikat Weltklasse“
Es besticht durch ein modernes Design aus Glas und Beton. Es liegt in Blåvand an der Nordseeküste inmitten der Dünenlandschaft unter dem Westküsten-Sand von außen nicht erkennbar, und vor allem die Symbiose, die der weltberühmte dänische Architekt Bjarke Ingels zwischen Natur und Architektur hergestellt hat, verdient das Prädikat Weltklasse. Im alten kalten Tirpitz-Bunker, der schon früher Museumszwecken diente, ist nun ein modernes Museum entstanden mit einer schwebenden Beton-, Stahl-und Glaskonstruktion und Kosten in Höhe von rund 150 Millionen Kronen (20,17 Millionen Euro), sozusagen dreigeteilt: Im größten Teil befindet sich „eine Armee aus Beton“, wie die Überreste des Atlantikwalls bezeichnet wurden, die während des Zweiten Weltkrieges von der deutschen Besatzungsmacht gebaut wurde, um einen erwarteten Angriff der Alliierten an der dänischen Westküste zu verhindern.
Der Tirpitz-Bunker ist den Angaben zufolge der größte Kanonenbunker, den die deutsche Besatzungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg an der dänischen Nordseeküste hinterließ. Seit 1991 befindet sich in dem Bunker bereits eine kleine Ausstellung.
In den Ausstellungsbunkern werden „die Geschichten über gewöhnliche Menschen gezeigt, die in ungewöhnlichen Zeiten lebten“.
Darunter das Schicksal des deutschen Soldaten Paul an der jütischen Westküste, der die Dänin Anna kennenlernte, sie heiratete und mit ihr bis zu seinem Tode in Dänemark lebte. Einen besonderen Platz hat auch ein Bunker aus Søndervig gefunden, den der damalige deutsche Soldat Gerhard Saalfeld bei einem Privatbesuch 2008 fast unverändert vorfand, nachdem sein nach 1945 schon im Sand versunkener Bunker durch einen Sturm wieder an die Oberfläche gekommen war.
Tirpitz-Museum an der dänische Westküste
Unter dem Motto „Das Unmögliche wurde möglich gemacht“ präsentiert das Museum eine Bernstein-Abteilung unter der Überschrift „Gold der Westküste“, und die dritte Abteilung erzählt die tausendjährige Geschichte der Westküste und den Kampf der Menschen gegen die Urgewalten der Nordsee.
Wir haben einen neuen Leuchtturm an der Westküste“, sagte Vardes Bürgermeister Buhl, der ebenso wie der zuständige Direktor der Varde-Museen, Claus Kjeld Jensen, auf die große Unterstützung hinwies, die das Projekt erhalten hatte, nachdem die Idee vor etwa fünf Jahren erstmalig ernsthaft diskutiert worden war. Gefördert wurde es durch die Stiftungen von A. P. Møller, Nordea und Augustinus, wobei allein A. P. Møller-Fonden mit rund 100 Millionen Kronen (13,45 Millionen Euro) beigetragen haben soll.
Claus Kjeld Jensen berichtete über viele Hürden in den letzten zweieinhalb Jahren – vor allem weil ja die Naturschutzbestimmungen im Prinzip keine Baugenehmigung zulassen – und auch über ein ganz ungewöhnliches Hindernis: Bei den Bauarbeiten wurde eine gefährliche 25 Kilo schwere Tiefsee-Bombe entdeckt, deren Detonation sogar im knapp 30 km entfernten Esbjerg zu hören war
Der Direktor der Nordea-Stiftung, Henrik Lehmann, erinnerte an das Schlachtschiff mit dem Namen Tirpitz, das 163.000 PS aufwies, aber nach seinen Worten hat dieses Tirpitz-Museum „noch mehr PS“ und deshalb sei die Hoffnung berechtigt, dass die Zahl der Museumsbesucher die Erwartungen von über 100.000 Personen sogar übertreffen wird. Gerade als die Kommune mit den zweithöchsten Übernachtungen von Feriengästen in ganz Dänemark setzt Varde auf Wachstum durch Touristen, denen nun „Weltklasse“ geboten wird.
Das Museum Tirpitz hat in der Hochsaison vom 1. Juli bis 15. August von 9.00 bis 19.00 Uhr geöffnet, sonst täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr. Der Eintritt kostet 125 dänische Kronen (17 Euro) für Erwachsene. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren zahlen nichts.
von
Günter Schwarz – 30.06.2017