(Hamburg) – Mit Demonstration gegen das Treffen der Staatschefs zum G20-Gipfel haben die Gewaltexzesse des gestrigen Tages und während der Nacht in Hamburg schon lange nichts mehr zu tun. Das ist schlichtweg kriminell, was sich da einige dieser sogenannten Demonstranten erlauben und unter dem Deckmantel, für die Demokratie einzutreten, an sinnlosen Zerstörungen in der Hansestadt anrichten – das ist reine Anarchie!

In Hamburg sind die Demonstrationen erneut eskaliert. Es ist zu Plünderungen und Brandstiftungen gekommen. Im berühmt berüchtigten Hamburger Schanzenviertel gab es seit Stunden schwere Krawalle. Die Randalierer plünderten mehrere Läden, legten Brände und errichteten Barrikaden. Die Polizei wurde nach eigenen Angaben mit Wurfgegenständen angegriffen.

In der Nacht stürmten Spezialeinheiten das Viertel und rückten mit gepanzerten Fahrzeugen vor, setzten Wasserwerfer und Tränengas ein. Auch zwei Helikopter mit Suchscheinwerfern waren im Einsatz. In den frühen Morgenstunden habe sich die Lage beruhigt, berichten Medien.

In Schanzenviertel hat ein Polizist am Abend zudem einen Warnschuss abgegeben. Das hat die Hamburger Polizei per Twitter mitgeteilt. Zuvor sollen die Polizisten versucht haben, einen Straßenraub zu verhindern. Danach hätten die Täter die Polizisten angegriffen. Laut Bundespolizei ist der gesamte S-Bahnverkehr im Innenstadtbereich eingestellt worden.

Im Laufe des Tages wurden von den Randalierern im Innenstadtbereich diverse Barrikaden, Mülltonnen, Holzpaletten und Autos angezündet, wie die Polizei mitteilte. Verkehrszeichen und Baumaterial seien herausgerissen und zum Teil entwendet worden. Durch Flaschenwürfe und Feuerwerkskörper seien weitere Polizisten verletzt worden.

Die gewaltbereiten G20-Gegner griffen an zahlreichen verschiedenen Orten an. Auch vor mit Polizisten besetzten Streifenwagen machten die G20-Gegner nicht Halt. So wurden zwei Streifenwagen im Bereich des Bahnhofs Altona angegriffen, beschädigt und beschmiert – obwohl Beamte darin saßen.

Auf einen unbesetzten Streifenwagen sei ein Molotowcocktail geworfen worden. Dieser habe aber nicht gezündet. Ein Polizeihelikopter sei zudem mit einer Leuchtrakete angegriffen worden, das Geschoss habe den Helikopter nur knapp verfehlt. Laut Polizei haben Demonstranten auch Gegenstände auf die Bahnschienen geworfen. Deshalb gebe es auch Störungen im U-Bahn-Verkehr.

Die Demonstranten versuchten außerdem zur abgesperrten Elbphilharmonie vorzudringen, wo sich am Abend die G20-Gipfelteilnehmer zu einem Konzert trafen.

Die Proteste in Hamburg behinderten die Anfahrt der G20-Gipfelteilnehmer. Einige Fahrzeugkolonnen seien aufgehalten worden, hieß es aus den Delegationen. Nach Angaben der Polizei blockierten Menschengruppen vorübergehend mehrere Straßenkreuzungen in der Innenstadt. Wegen den Demonstranten konnte die Ehefrau von US-Präsident Donald Trump ihr Hotel nicht verlassen. Sie hätte im Rahmen des Partnerprogramms des G20-Gipfels an einer Hafenrundfahrt teilnehmen wollen, zu der Angela Merkels Ehemann eingeladen hatte.

Laut der Polizei ist die Sicherheit der Gipfelteilnehmer gewährleistet. Im Verlaufe des Morgens wurden die diversen Blockaden aufgelöst.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Krawalle scharf kritisiert. „Ich habe jedes Verständnis für friedliche Demonstrationen, aber gewalttätige Demonstrationen bringen Menschenleben in Gefahr“, sagte sie nach den ersten Gesprächsrunden im G20-Kreis in Hamburg. „Deshalb ist das nicht zu akzeptieren.“

Die deutsche Polizei rüstet nach den gestrigen Krawallen beim G20-Gipfel in Hamburg auf. Sie bemüht sich auch um Verstärkung aus anderen Bundesländern. Laut Hamburgs Innensenator Andy Grote sind weitere Hundertschaften aus anderen Bundesländern auf dem Weg in die Hansestadt.

Zum weiteren Verlauf der Demonstrationen sagte Grote: „Wir müssen mit allem rechnen, wir rechnen auch mit allem.“ Bei den Ausschreitungen seien bislang rund 197 Polizisten verletzt worden.

Die Zahlen zu verletzten Demonstranten oder unbeteiligten Menschen lägen noch nicht vor, teilte die Polizei in Hamburg mit. Die Polizei spricht von etwa 1.500 Randalierern. Nach Angaben des Polizeisprechers Timo Zill sind 100 Personen in Gewahrsam genommen worden. Inzwischen seien auch einige Haftbefehle erlassen worden, sagte Zill. Wie viele Verletzte es auf Seiten der Demonstranten gibt, ist unbekannt.

Die Hamburger Polizei wies die Kritik, sie sei bei der „Welcome to Hell“-Demo vom Donnerstagabend mit übertriebener Härte vorgegangen, zurück. Polizeisprecher Timo Zill sprach im Deutschlandfunk von einer drohenden „unbeherrschbaren Sicherheitssituation“.

Das erste G20-Gipfeltreffen in Deutschland wird inzwischen von weitaus mehr als 20.000 Polizisten geschützt. Seit 6:00 Uhr früh bis zum heutigen Samstagnachmittag um 17:00 Uhr gilt in Teilen der Innenstadt ein Versammlungsverbot. Dann endet das G20-Treffen.

von

Günter Schwarz – 08.07.2017