Das erste zunächst zweitägige Festival in Roskilde beginnt am 28. August 1971 unter dem Namen „Sound Festival“.

Das Roskilde-Festival ist ein seit 1971 jährlich stattfindendes Musikfestival bei Roskilde in Dänemark. Das jetzt viertägige Festival auf der Insel Sjælland (Seelan)d zählt mit bis zu 115.000 Teilnehmern zu den größten Europas. Die Veranstaltung wird von bis zu 25.000 unbezahlten Freiwilligen aufgebaut, organisiert und betreut.

Das musikalische Hauptaugenmerk liegt auf weniger bekannten internationalen und skandinavischen Musikern aus verschiedenen Genres, hauptsächlich Rock, Pop, Metal, Electronic und Weltmusik, ergänzt durch wenige bekannte Headliner.

Der gesamte Gewinn des Festivals fließt an den „Foreningen Roskildefonden“, welcher das Geld an humanitäre, kulturelle und andere gemeinnützige Organisationen wie Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Human Rights Watch und viele dänische Organisationen im Sozialbereich weitergibt.

Das erste Roskilde-Festival fand am 28. und 29. August 1971 unter dem Namen „Sound Festival“ statt. Es war inspiriert durch Festivals und Jugendversammlungen wie Newport, Isle of Wight und Woodstock. Es war vor allem durch schlechtes Management und großen Enthusiasmus gekennzeichnet. Es gab nur eine Bühne, auf der etwa 20 Bands aus den Bereichen Folk, Jazz, Rock und Pop auftraten. Das Festival dauerte zwei Tage und hatte etwa 10.000 Besucher pro Tag. Veranstalter waren damals ein Musikagent aus København und eine Gruppe lokaler Gymnasiasten. Aufgrund der harten körperlichen Arbeit im Zusammenhang mit dem Festival hatten diese aber kein Interesse, das Festival im darauf folgenden Jahr wieder zu veranstalten.

Die lokale Organisation „Foreningen Roskildefonden“ arbeitete seit den 1930er Jahren in der Umgebung von Roskilde an der Etablierung von Einrichtungen für Kinder und Jugendliche sowie an der Organisation von Stadtfesten. Dieser Verband wurde vom Roskilder Stadtrat gebeten, die Idee von einem Festival in Roskilde zu übernehmen und in Zusammenarbeit mit einer Aktiengesellschaft, die einzig für diesen Zweck gegründet wurde, das Festival zu organisieren. 1972 wurde das Festival unter dem Namen „Fantasy“ erneut abgehalten. Es dauerte diesmal drei Tage und zog etwa 15.000 Besucher pro Tag an. Es gab eine Bühne auf der 25 Bands auftraten. Das Festival wurde überwiegend von freiwilligen Helfern organisiert.

Im Laufe der 1970er entwickelte sich das Festival. Eine Basisstruktur entstand, in der die freiwilligen Helfer zur wichtigsten Arbeitskraft wurden. Das Roskilde-Festival ist eine nicht profitorientierte Veranstaltung. Alle Überschüsse werden humanitären Zwecken gespendet.

Das Festival entwickelte sich über die Jahre und das Spendenaufkommen bis 2010 betrug mehr als 13 Millionen Euro. Unter den Organisationen, die unterstützt wurden, befinden sich „War Victims in Iraq“, „Ärzte ohne Grenzen“, „Amnesty International“, „Save the Children“ und „WWF“. Darüber hinaus wird jedes Jahr ein gesellschaftspolitisches Thema ausgewählt, das bei Kunstbeiträgen oder Aktivitäten eingearbeitet wird. Neben den 25.000 Helfern, die jedes Jahr den Festivalablauf unterstützen, wird das Festival hauptsächlich von der Gruppe „Klub 100 „geplant, organisiert und koordiniert. In diesem Klub arbeiten ca. 400 Mitarbeiter auf freiwilliger Basis. Der Name entstand aus der Tatsache, dass die Mitarbeiter jährlich mehr als zehn Tage und somit mindestens 100 Stunden für die Planung des Festivals zur Verfügung stellen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Klub 100 werden mit gemeinsamen Abendessen, Büroausflügen und anderen Veranstaltungen entschädigt. Das Roskilde Festival hat 25 bezahlte Mitarbeiter, die als Sektionsleiter die Verantwortung zu Getränken, Musik und Camping haben.

1978 erwarben die Organisatoren vom britischen Unternehmen „Revelation Staging die Canopy Scene“, eine orangefarbene Musikbühne, mit der die Rolling Stones vorher auf Europatournee waren. Seitdem stellte die „Canopy Scene“ mit ihren charakteristischen Bögen das bekannte Symbol und Logo des Festivals dar.

Das Festival begann verstärkt junge Bands von internationaler Bekanntheit einzuladen. So spielten 1978 Bob Marley and The Wailers zusammen mit 40 weiteren Bands auf mittlerweile drei Bühnen, vor einem Publikum von bis zu 36.500 Besuchern pro Tag.

In den 1990er Jahren wurden neue Töne auf dem Festival etabliert. So wurde 1991 das erste Mal der „Club Roskilde“ veranstaltet, bei dem Festivalbesucher an einem Abend des Festivals zu elektronischer Musik tanzen konnten. 1995 bekam die elektronische Musik dann eine eigene Bühne. So klangen 1995 Grooves und Beats über alle Tage des Festivals aus dem neuen Deeday-Zelt. In den darauf folgenden Jahren wurde durch die Etablierung der Chill-out-Zone und der Roskilde Lounge noch mehr Raum für elektronische Musik geschaffen. Seitdem traten Künstler wie Fatboy Slim, The Prodigy, Basement Jaxx und Chemical Brothers auf der Hauptbühne auf.

In den 1990er Jahren wurde die Anzahl der zum Kauf angebotenen Tickets begrenzt und später sogar reduziert. Durch die stetig steigende Beliebtheit des Festivals war die Teilnehmerzahl auf bis zu 125.000 gestiegen. Neben 90.000 verkauften Eintrittskarten kamen noch ca. 25.000 freiwillige Helfer, 5000 Medienleute und 3000 Künstler hinzu. Um die Qualität des Festivals zu wahren, entschied die Festivalleitung, die Teilnehmerzahl zu begrenzen. Die Entfernung vom hintersten Teil des Campingareals zu den Bühnen schien der Festivalleitung unzumutbar geworden zu sein. Das Festival war so groß geworden, dass die Festivalleitung 1994 beschloss, das Festivalareal Richtung Westen zu erweitern. Fortan wurde das Festivalgelände durch die Bahnstrecke in zwei Teile geteilt. 1996 bekam das Festival eine eigene Bahnstation, die die Anreise der Besucher vereinfachen sollte. Im Jahr 1997 kam ein weiteres Zelt namens „Roskilde Ballroom“ dazu.

Im Jahr 2000 entschied die Festivalleitung, auf die immer früher anreisenden Festivalbesucher zu reagieren, indem ein viertägiges „Warm-up“ eingeführt wurde. Bei dem Warm-up wird das Campingareal schon vier Tage vor dem eigentlichen Festivalgelände geöffnet und es werden verschiedene Attraktionen angeboten. So gibt es unter anderem einen Skatepark, ein Kino, eine Campingbühne und zahlreiche Events. 2006 sind außerdem noch ein Badesee und ein Angelsee hinzugekommen.

Am letzten Tag des Festivals 2011 kam es zu einem tödlichen Unfall einer Deutschen, die vom 30 Meter hohen Tuborg-Turm in den Tod stürzte.
Das Roskilde-Festival 2013 fand vom 29. Juni bis zum 7. Juli 2013 statt. Als Headliner traten u. a. Rihanna und Kraftwerk mit einer 3D-Show unter freiem Himmel auf. Dazu wurden 70.000 Besucher mit entsprechenden Brillen ausgestattet.

Beim Roskilde-Festival 2014 konnten u.a. erstmals die Rolling Stones als Headliner gewonnen werden, die damit nach fast 40 Jahren wieder auf die ursprünglich zu ihrem eigenen Tour-Equipment gehörende „Orange Stage“ zurückkehrten. Um den politischen Anspruch des Festivals zu unterstreichen, luden die Veranstalter zwei Aktivistinnen der russischen Punk-Gruppierung Pussy Riot ein. Nadja Tolokonnikova und Mascha Aljoschina nutzten die Möglichkeit auf der „Gloria Stage“, um für ihre Ziele zu werben.

von

Günter Schwarz – 28.08.2017