(Berlin) – Ein Zitat von AfD-Spitzenkandidat Gauland, das an eine „sehr braune Zeit“ erinnert, über SPD-Vize aus Hamburg sorgt zurecht für große Empörung unter allen Deutschen, die aus der Geschichte unseres Landes gelernt haben und wissen, wohin es führt, wenn sich ein übertriebener Nationalismus in einem Volk durchsetzt.

Der rechtspopulistische Politiker, der einst den Christdemokraten angehörte, verteidigt jedoch seine menschenverachtende Äußerungen gegenüber einer Amtsträgerin der Bundesregierung mit ausländischen Wurzeln. Der AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, er hat Staatsministerin Aydan Özoguz, deren Eltern 1958 nach Deutschland kamen und die 1967 in Hamburg geboren wurde, am Dienstag aufgefordert, die Bundesrepublik zu verlassen.

AfD-Vize-Chef Alexander Gauland lehnt es ab, sich für seine Äußerungen in Bezug auf die SPD-Politikerin und Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz, zu entschuldigen. „Nein, ich werde mich bei Frau Özoguz nicht entschuldigen“, sagte Gauland am Montagabend.

Gauland hatte auf einer Wahlkampf-Veranstaltung in Thüringen über Özoguz gesagt: „Ladet sie mal ins Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Danach kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können.“
Gauland verteidigte in der ARD auch den Begriff „entsorgen“. Er habe dabei „nicht an irgendwie Abfall“ gedacht. Der Begriff sei „völlig harmlos“. Er habe mit der Äußerung auch „nicht bewusst provozieren“ wollen.

Auch gegenüber der „Welt“ verteidigte Gauland seine Äußerung. „Ich bleibe dabei, wer solche Ansichten vertritt, hat in diesem Land nichts verloren“, sagte der AfD-Spitzenkandidat der Zeitung. Er würde sich wünschen, „dass Frau Özoguz dorthin zurückkehrt, wo sie offensichtlich besser aufgehoben ist“. Lediglich das Wort „entsorgen“ wolle Gauland nicht mehr verwenden. Er habe unter metaphorischer Verwendung mit dem Wort ausdrücken wollen, dass „Frau Özoguz nicht in die deutsche Bundesregierung und auch nicht zu unserem Land gehört“, heißt es in dem Bericht.

Özoguz, die auch SPD-Vizevorsitzende ist, wollte Gaulands Wahlkampfrede nicht kommentieren. Sie hatte im Mai in einem Interview gesagt, eine spezifisch deutsche Kultur sei, jenseits der Sprache, nicht zu identifizieren.

Die neben Gauland Co-Spitzenkandidatin der AfD für die Bundestagswahl, Alice Weidel, sagte am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“: „Die Wortwahl ist Geschmackssache. Ich würde das so nicht wählen.“ In der Sache habe ihr Parteikollege aber recht.

AfD-Chefin Frauke Petry übte Kritik an Özoguz, monierte aber gleichzeitig auch die Ausdrucksweise von Partei-Vize Gauland. Sie sagte: „Aydan Özoguz versteht sich offenbar als Abschaffungsbeauftragte der deutschen Kultur. Einer demokratischen Kultur, in der auch seltsame Meinungen ertragen, aber deren Träger keinesfalls ,entsorgt‘ werden.“

Dem „Tagesspiegel“ hatte Gauland zuvor gesagt, er könne sich nicht erinnern, den Begriff „entsorgen“ gebraucht zu haben. Wer sich aber wie Özoguz äußere und sage, dass das Zusammenleben in Deutschland jeden Tag neu ausgehandelt werden müsse, „gehört zurück nach Anatolien“.

Die Bundesregierung distanzierte sich von Gaulands Äußerungen. „Frau Özoguz stammt aus Hamburg – insofern disqualifizieren sich diese Äußerungen von selbst“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Auch der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz sprach von einer „widerlichen“ Äußerung Gaulands.

von

Günter Schwarz – 03.09.2017