(København) – Der frühere Außenminister Mogens Lykketoft äußerte sich auf DK4 zur Person Angela Merkel und über Deutschlands Chancen auf Sitz im Welt-Sicherheitsrat. Angesichts von Brexit und Trump sei Berlin inzwischen ein wichtiger Fixpunkt für die dänische Politik, sagte er.

„Deutschland hat für Dänemark politisch und ökonomisch immer größere Bedeutung erhalten. Nicht nur im Vergleich zu einer Zeit vor 10, 20 oder 30 Jahren, sondern auch im Vergleich zum Vorjahr mit der Wahl von Trump und mit Brexit. Vor diesem Hintergrund werden unsere Interessen nach meiner Ansicht immer enger mit Deutschland verknüpft. Das bereitet mir auch keine Sorgen, es ist für uns eine Notwendigkeit.“

Das sagte einer der großen dänischen Politiker der vergangenen Jahrzehnte, der Sozialdemokrat Mogens Lykketoft, in einem DK4-Interview, das gestern Abend in der Senderreihe „Deutschlands Wahl – Europas Schicksal“ ausgestrahlt wurde.

Auf die Frage, ob er Bundeskanzlerin Merkel als „Merkiavelli“ bezeichnen wolle, antwortete Lykketoft: „Ich sehe Merkel nicht in einer unbegrenzten Machtrolle, sondern eher in einer Rolle – auch im Hinblick auf US-Präsident Trump, wo sie – leicht zögernd auch angesichts der deutschen Vergangenheit – die europäische Fahne hochhalten soll. Und dies zu einem Zeitpunkt, da nicht mehr wie früher mit den Amerikanern zu rechnen ist. Für mich ist Angela Merkel eine interessante Person. Sie ist ja keine Politikerin mit Charisma, aber wenn sie etwas sagt – wie zum Beispiel nach ihren ersten Treffen mit Trump –, dass Europa jetzt zusammenhalten muss, dann weiß man: Sie meint es ernst.“

Fester Sitz im Sicherheitsrat?

Lykketoft bekleidete von September 2015 bis September 2016 den Posten als Vorsitzender der UNO-Vollversammlung in New York, und vor diesem Hintergrund fragte ihn Siegfried Matlok, wie er denn die Chancen beurteilt, dass Deutschland – wie seit Jahren angestrebt – einen festen Sitz im Sicherheitsrat der UNO erhalten könne. Dänemark hat schon seit Jahrzehnten die Aufnahme von vier neuen Mitgliedern im Sicherheitsrat unterstützt: Deutschland, Japan, Indien und Brasilien.

Die Chancen bewertet Lykketoft aus vielerlei Gründen auf absehbare Zeit gleich null, wobei er darauf hinwies, dass gar nicht mal das Veto-Recht ausschlaggebend ist, denn wenn Russland oder die USA Nein sagen, dann kann ja sowieso nichts gemacht werden. „In der UNO lässt sich zwar manches reformieren, aber in dieser Frage bewegt sich gar nichts.“

Es geht nach seinen Worten mehr um Verantwortung und Einfluss, und hier begrüßt Lykketoft den deutschen Beitrag in der UNO und glaubt, dass es einen anderen Weg für einen festen Sitz im UNO-Sicherheitsrat gibt, wenn eines Tages eine Reform mit einer Erweiterung stattfindet.

Dann stehen für ihn Deutschland und Indien vorne an. „Sie würden durch Wahlen einen festen Sitz ohne Veto erhalten – und könnten dann stets wiedergewählt werden, was ja praktisch einem festen Sitz entsprechen würde“, so Lykketoft im DK4-Interview.

von

Der Nordschleswiger – 04.09.2017