Ein Blick über die nördliche Grenzen in Bezug auf das deutsche Gesundheitssystem lohnt sich. In Dänemark erregt ein Klinik-Neubauprogramm für Aufsehen, das über die Grenzen des Landes hinaus Beachtung findet.

Die Dänen neigen selten zu einer Politik, die in Deutschland Schlagzeilen produziert. Das gilt insbesondere auch für die Gesundheitspolitik. Aber Interesse erregen die Staaten des skandinavischen Wohlfahrtsmodells immer wieder mit innovativen Programmen und produktiven Neuerungen. Das gilt speziell für Dänemark, das sich schon vor Jahrzehnten freiwillig für ein Primärarztmodell entschieden hat. Nun erregt das Land mit einem Klinik-Neubauprogramm internationales Aufsehen.

Das Besondere an diesem Programm zum Bau von 16 Super-Hospitälern ist nicht nur die Zentralisierung der stationären Versorgung in den fünf Regionen Dänemarks. Für jedes neu eröffnete Haus der Maximalversorgung werden zwei bis drei kleinere Hospitäler geschlossen. Damit sollen sowohl die Qualität der spezialisierten Versorgung verbessert als auch die Wirtschaftlichkeit der eingesetzten Mittel erhöht werden. Hierzu investiert die Regierung über Jahre Milliardenbeträge.

Bemerkenswert ist aber auch, dass in Dänemark der gesamte Planungsprozess über eine intensive Bürgerbeteiligung gesteuert wird. Von der Standortentscheidung bis zur Ausgestaltung der Krankenzimmer sprechen die Bürger ein entscheidendes Wort mit. Das gilt nicht nur für die Bürger in der Region, sondern auch für die Beschäftigten der Kliniken. Hier kann Deutschland viel vom Nachbarn lernen.

Das gilt im Übrigen auch für die Rolle der Pflegekräfte in der Gesundheitsversorgung. Die bilden das Rückgrat der kommunalen Infrastruktur und müssen sich – zumeist akademisch ausgebildet – nicht der ärztlichen Profession unterwerfen. Denn der demografische Wandel erfasst auch die sozial homogeneren Gesellschaften Skandinaviens. Die setzen zur Bewältigung neuer Herausforderungen stärker auf neue Technologien, selbst wenn es bisweilen zu Rückschlägen gekommen ist.

Ein Blick über die Grenzen bezüglich des Gesundheitssystems lohnt sich, denn hier treffen Kreativität und Pioniergeist auf den Pragmatismus von konsensorientierten Regierungen und selbstbewussten Bürgern. – Go north!

von

Günter Schwarz – 09.09.2017